Sozialdemokrat und engagierter Protestant starb mit 92 Jahren

Erhard Eppler, überzeugter Christ und Politiker, ist tot

Erhard Eppler galt als Pionier der Entwicklungsarbeit. Im Alter von 92 Jahren ist der SPD-Politiker und frühere Minister gestorben. Sein Engagement auch in der Friedens- und Ökologie-Arbeit wurzelte im tiefen Glauben des Protestanten.

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Der SPD-Politiker Erhard Eppler ist tot. Der frühere Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit starb am Samstag im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Schwäbisch Hall, wie die SPD Baden-Württemberg am Samstag auf ihrer Internetseite mitteilte.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Epplers und schrieb, dass dieser „über den Tag hinaus“ denken konnte. „Er verfügte über ein hohes Verständnis von politischer Moral, das sich aus seinem christlichen Glauben speiste und stets Richtschnur seines Handelns war.“ Er habe zur guten politischen Kultur beigetragen. „Er war ein großer Denker und wunderbarer Lehrer.“

 

CSU-Minister bezieht sich gern auf Eppler

 

„Er war eine herausragende Persönlichkeit der Sozialdemokratie, im Bund und in Baden-Württemberg, dessen Wertefundament und Prinzipientreue für uns wegweisend bleiben werden“, erklärte der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch. „Erhard Eppler war ein großer Vor- und Querdenker mit einer einmaligen intellektuellen Kraft.“

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nannte Eppler einen „großen Vordenker deutscher Entwicklungspolitik“. Er beziehe sich heute noch auf seine Vorschläge eines gerechten Interessenausgleiches zwischen Nord und Süd und Arm und Reich, erklärte Müller.

 

Pionier der Entwicklungsarbeit

 

Der promovierte Gymnasiallehrer Eppler war unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) von 1968 bis zu seinem Rücktritt 1974 Entwicklungsminister, er wurde später als Pionier der Entwicklungsarbeit gelobt. Von 1968 bis 1984 war Eppler Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 1981 bis 1983 und 1989 bis 1991 war er Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher.

Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July würdigte Eppler als „seiner Zeit weit voraus“ und einen „großen Protestanten“. Der Politiker habe aus seinem christlichen Glauben heraus Verantwortung übernommen, „auch dann, wenn es unpopulär und seiner Parteikarriere nicht förderlich war“.

 

Protestantischer Gewissensernst

 

Sein protestantischer Gewissensernst habe ihn ausgezeichnet und dazu gebracht, als richtig Erkanntes umsetzen zu wollen. „Mich hat beeindruckt, wie er sich immer als aktives Glied unserer Landeskirche verstanden hat“, sagte July. Im Jahr 2009 hatte Erhard Eppler die Brenz-Medaille in Silber erhalten, die höchste Anerkennung der Landeskirche.

Schon in den 70er Jahren trat Eppler unter dem Motto „Ende oder Wende“, so einer seiner Buchtitel, für eine ökologische Politik ein und beschrieb Grenzen des Wachstums. In den 80er Jahren war er Gegenspieler von Helmut Schmidt (SPD). Während sich Schmidt als „Verantwortungsethiker“ für die Nachrüstung mit Atomraketen einsetzte, engagierte sich Eppler in der Friedensbewegung. Später warb er für einen pragmatischen Umgang mit dem Militär. In Zeiten „entstaatlichter Gewalt“, wo Mörderbanden und Söldner ihr Unwesen trieben, müssten Soldaten und Pazifisten kooperieren, argumentierte er.

 

Einflussreich auch ohne Amt

 

Eppler wurde 1926 in Ulm geboren und entstammte einem protestantischen Elternhaus. Die Mutter war Tochter eines liberalen württembergischen Pfarrers, der Vater ein Anhänger des linksliberalen Politikers und Pfarrers Friedrich Naumann. Über die Gesamtdeutsche Volkspartei von Gustav Heinemann kam Eppler 1956 zur SPD.

Auch ohne Amt übte Eppler öffentlichen Einfluss aus. So setzte er sich als Autor in Aufsätzen und Büchern mit dem Problem zerfallender Staaten, der Privatisierung öffentlicher Aufgaben, der Macht der Finanzmärkte und der Ohnmacht der Staaten auseinander.

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