Familie des LKW-Fahrers darf Leichnam nicht bestatten

Erste Festnahmen in Jerusalem nach mutmaßlichem Anschlag

Nach dem Anschlag mit vier Todesopfern in Jerusalem hat die israelische Polizei Sonntagnacht Razzien im Ostjerusalemer Stadtteil Jabal Mukaber durchgeführt. Dabei wurden nach Polizeiangaben neun Verdächtige zum Verhör festgenommen.

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Nach dem Anschlag mit vier Todesopfern in Jerusalem hat die israelische Polizei Sonntagnacht Razzien im Ostjerusalemer Stadtteil Jabal Mukaber durchgeführt. Dabei wurden nach Polizeiangaben neun Verdächtige zum Verhör festgenommen, darunter fünf Familienmitglieder des getöteten palästinensischen Angreifers.

Das Sicherheitskabinett hat zudem am Sonntagabend weitreichende Maßnahmen beschlossen, wie die Tageszeitung „Haaretz“ (Montag) berichtete. Unter anderem wurde der Stadtteil Jabal Mukaber, aus dem der Angreifer stammte, abgeriegelt.

 

Haus des Angreifers soll abgerissen werden

 

Das Haus des Angreifers soll schnellstmöglich abgerissen werden, sein Leichnam werde der Familie nicht zur Bestattung übermittelt. Ferner sollen die Gesuche zur Familienvereinigung aus der Familie des Angreifers abgelehnt werden, so der Bericht. Dabei geht es um eine Zuzugsgenehmigung für angeheiratete Familienmitglieder.

Ebenfalls einigte sich das Sicherheitskabinett darauf, Verdächtige, die mit der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) sympathisieren, ohne Prozess in sogenannte Verwaltungshaft zu nehmen.

 

Demonstranten festgenommen

 

Nach Polizeiangaben hatten sich am Abend tausende Demonstranten am Ort des Anschlags versammelt und die Straße nach Jabal Mukaber blockiert. Die Polizei zerstreute die Demonstranten, es kam zu zwei Festnahmen.

Nach Polizeiangaben raste der 28-jährige Palästinenser Fadi Kunbar am Sonntag mit einem Lastwagen in eine Gruppe israelischer Soldaten, die aus einem Bus ausstiegen. Drei Soldatinnen und ein Soldat, alle Anfang 20, starben. 13 weitere Soldaten wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Der Fahrer wurde erschossen. Israels Polizei erhöhte die Sicherheitsstufe für Jerusalem.

 

Netanjahu geht von IS-Anschlag aus

 

Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verglich den Anschlag bei einem Besuch des Tatorts mit den Terroranschlägen in Frankreich und in Deutschland. Er folge den von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) inspirierten Mustern.

Mehrere israelische Minister beschuldigten das palästinensische Bildungssystem, mit Hetze zu Terrorakten aufzuwiegeln. Der Täter sei dieser Aufwiegelung ausgesetzt gewesen, sagte die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely (Likud) laut einem Bericht der Tageszeitung „Jerusalem Post“ (Sonntagabend). Auch der stellvertretende Verteidigungsminister Eli Ben-Dahan (Jüdisches Heim) machte palästinensische Hetze für den Anschlag verantwortlich.

 

Steinmeier: „Der Terrorismus bedroht uns alle gemeinsam“

 

Weltweit verurteilten Politiker und Diplomaten die Gewalttat und sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, die Bilder riefen Erinnerungen an den Anschlag in Berlin kurz vor Weihnachten wach. „Ich verurteile diesen blutigen Anschlag auf das Schärfste. Wir stehen in diesen schweren Stunden an der Seite unsere israelischen Freunde. Der Terrorismus bedroht uns alle gemeinsam.“ Das Ziel der Attentäter scheine klar zu sein: „Sie wollen die Spannungen im Nahostkonflikt anheizen und eine Spirale der Gewalt in Gang setzen. Sie dürfen dieses Ziel nicht erreichen“, so Steinmeier.  

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