Digitalisierung im Vatikan: Per E-Mail in die Papst-Kapelle

Erste Webmasterin des Papstes plädiert für Patron des Internets

  • Die vatikanische Internet-Pionierin und US-Ordensschwester Judith Zoebelein plädiert für einen offiziellen Schutzpatron des Internets.
  • Die Ordensschwester schlug als Schutzpatron Carlo Acutis (1991-2006) vor, den sogenannten Syber-Apostel, der im vergangenen Jahr in Assisi selig gesprochen wurde.
  • Über die Internet-Anfänge im Vatikan berichtet sie, wie damals alle E-Mails ausgedruckt wurden und einige Gebetsanliegen so den Weg in die Papst-Kapelle gefunden haben.

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Die vatikanische Internet-Pionierin und US-Ordensschwester Judith Zoebelein plädiert für einen offiziellen Schutzpatron des Internets. „Ich halte das für eine gute Idee, und es gibt ja auch einige gute Vorschläge“, sagte sie am Montag im Interview des Portals katholisch.de. Die Schwester war Mitte der 1990er Jahre die erste Webmasterin des Papstes. Weihnachten 1995 startete der Vatikan unter Papst Johannes Paul II. seine Internetpräsenz.

Die Ordensschwester schlug als Schutzpatron Carlo Acutis (1991-2006) vor. Der italienische Junge, der im vergangenen Jahr in Assisi selig gesprochen wurde, sei „am geeignetsten, denn er steht als Person auch für das Wirken im Internet“. Außerdem sei er mit 15 Jahren sehr jung gewesen, als er starb, und habe auch ein Verständnis für eine Spiritualität der Technik gehabt. Vorschläge wie Klara von Assisi (1193-1253) oder der Gründer der paulinischen Gemeinschaften, Giacomo Alberione (1884-1971), seien jedoch auch denkbar.

 

User sendeten Hühnersuppen-Rezepte für den Papst

 

In ihrer Zeit im Vatikan habe sie auch informell über Isidor von Sevilla gesprochen, der immer wieder als Patron des Internets vorgeschlagen wird. „Meines Wissens hat das nie jemand offiziell verfolgt. Damals war das Internet ja auch noch für viele, insbesondere für Priester, etwas ganz Neues“, erinnerte sie sich.

Im Interview berichtet die Ordensfrau auch über erste Internet-Erfahrungen im Vatikan nach dem Start der Website, als am Tag zuvor bekannt wurde, dass der Papst sich eine Grippe eingefangen hatte: „Und kaum waren wir online, gingen Tausende E-Mails ein, mit denen Leute dem Papst ihr Hühnersuppenrezept und andere Tipps und Hausmittelchen schickten, damit er wieder gesund werde. Das fand ich sehr berührend.“ Anfangs habe der Kardinalstaatssekretär alle Mails ausdrucken und dem Papst vorlegen wollen, doch das sei sehr bald wieder eingestellt worden.

 

E-Mails wurden ausgedruckt

 

Ausgedruckt habe man dann aber noch besondere Gebetsanliegen, die zum Teil in eine Kniebank in der Papst-Kapelle gelegt wurden, die in der Mitte eine Aussparung dafür hatte: „Besondere Gebetsanliegen wurden dort hineingelegt, und der Papst betete darüber. Ich weiß nicht, wie genau die Anliegen ausgewählt wurden, aber ich weiß, dass einige unserer E-Mails ihren Weg in die Kniebank des Papstes gefunden haben.“

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