Interreligiöses Treffen in Abu Dhabi

Erstmals Papst in Arabien – Aufruf zu Religionsfreiheit und Frieden

Papst Franziskus hat sich in Abu Dhabi für Religionsfreiheit und Frieden stark gemacht. Er besucht als erster Papst überhaupt die Arabische Halbinsel.

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Papst Franziskus hat sich in Abu Dhabi für Menschenrechte und Religionsfreiheit stark gemacht. Alle Menschen hätten die gleiche Würde, daher könne „niemand der Herr oder Sklave anderer sein“, sagte er am Montag bei einer interreligiösen Konferenz am Denkmal für Staatsgründer Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan (1918-2004). Zugleich verurteilte der Papst religiösen Extremismus: „Es gibt keine Gewalt, die religiös gerechtfertigt werden kann.“

In der ersten, zentralen Rede seines Besuchs richtete sich Franziskus explizit nicht allein an seine Gastgeber sondern an „alle Länder dieser Halbinsel“. Franziskus ist noch bis Dienstag als erster Papst überhaupt auf der Arabischen Halbinsel.

 

„Mehr als die Ausübung der Religion“

 

Franziskus würdigte das Engagement der Vereinigten Arabischen Emirate, eine freie Ausübung der Religion „zu tolerieren und zu garantieren sowie Extremismus und Hass zu bekämpfen“. Zugleich betonte er, Religionsfreiheit beschränke „sich nicht nur auf die freie Ausübung der Religion“. Auch im Nahen Osten müsse den Angehörigen aller Religionen das gleiche Bürgerrecht gewährt werden, so der Papst.

Die Religionsfreiheit ist für Christen in einigen Ländern der Arabischen Halbinsel stark eingeschränkt, besonders in Saudi-Arabien. In den Vereinigten Arabischen Emiraten wird Katholiken die Ausübung der eigenen Religion gewährt, Missionierung ist jedoch verboten.

 

Friedensaufruf für Jemen, Syrien, Irak und Libyen

 

Zudem rief der Papst eindringlich zu Frieden in der Welt auf. Alle Religionen seien gefordert, einen „aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens zu leisten“. Die „katastrophalen Folgen“ der Kriege seien allen bekannt, so Franziskus. „Ich denke dabei insbesondere an Jemen, Syrien, Irak und Libyen.“ Am Krieg im Jemen sind auch die Emirate beteiligt.

Ausdrücklich verurteilte der Papst „eine Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer“. Dies könne nie Stabilität bringen: „Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod!“

 

Gemeinsame Erklärung mit dem Großimam

 

Neben Franziskus sprach auch Großimam Al-Tayyeb. Er ist als Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität einer der angesehenesten Gelehrten des sunnitischen Islam. Al-Tayyeb machte mangelnde Religiosität für Krisensituationen der modernen Welt verantwortlich. An Muslime im Land appellierte er, Christen weiterhin zu „umarmen“. Christen seien Teil der Nation, sie seien keine Minderheit, sondern Bürger mit allen Rechten und Pflichten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten leben etwa eine Million Christen, zumeist Gastarbeiter aus Indien und den Philippinen.

Der Papst und Al-Tayyeb unterzeichneten am Ende des Treffens unter großem Applaus eine gemeinsame Erklärung, die die Ergebnisse des zweitägigen interreligiösen Treffens zum Thema „Menschliche Brüderlichkeit“ zusammenfasst. Das Dokument ruft zur Solidarität zwischen allen Menschen auf, verurteilt Hass und Blutvergießen und fordert den Einsatz gegen Gewalt.

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