PERSONALIE

Früherer Hamburger Erzbischof Werner Thissen gestorben

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Thissen stand von 2003 bis 2014 an der Spitze des nördlichsten Erzbistums, er wurde 86 Jahre alt. Wie er zuvor im Bistum Münster wirkte.

Der ehemalige Hamburger Erzbischof Werner Thissen ist tot. Der aus Kleve stammende frühere Weihbischof und Generalvikar in Münster starb am Dienstag, 15. April, im Alter von 86 Jahren, teilt das Erzbistum Hamburg mit. Von 2003 bis 2014 stand er an der Spitze von Deutschlands nördlichstem Erzbistum.

Thissen wurde am 3. Dezember 1938 in Kleve geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Münster und München und wurde am 29. Juni 1966 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Dorsten und einer Zeit als Spiritual am Internatsgymnasium Loburg in Ostbevern wurde Thissen 1971 Subregens im Priesterseminar in Münster.

Zweiter Erzbischof von Hamburg

1977 kam er ins Generalvikariat, dort war er ab 1978 Seelsorge-Personalchef. 1986 machte ihn Bischof Reinhard Lettmann zu seinem Generalvikar; am 24. Mai 1999 weihte er ihn zum Bischof. Weihbischof Thissen übernahm die Bistumsregion Borken-Steinfurt. Am 22. November 2002 berief Papst Johannes Paul II. ihn zum zweiten Erzbischof von Hamburg, eingeführt ins Amt wurde er am 25. Januar 2003.

Bereits seit 2000 war Thissen in der Deutschen Bischofskonferenz für entwicklungspolitische Fragen und das Hilfswerk Misereor zuständig. Am 21. März 2014 nahm Papst Franziskus den altersbedingt angebotenen Rücktritt des Hamburger Erzbischofs an.

Er gab Fehler im Umgang mit Missbrauch zu

Für bundesweites Aufsehen sorgte Thissen mit einem Kirche+Leben-Interview im November 2019. Der Geistliche, der im Bistum Münster mehr als 20 Jahre Personalverantwortung getragen hatte, gab mit Blick auf Fälle sexualisierter Gewalt persönliche Fehler zu. Nach der Vorstellung des Missbrauchs-Gutachtens für das Bistum Münster entzog Bischof Felix Genn Thissen den Titel des Ehren-Domkapitulars.

Im Interview sagte der Geistliche, sein „Vertrauen in die medizinischen, therapeutischen Möglichkeiten“ im Umgang mit Missbrauchs-Tätern sei „überzogen und unrealistisch“ gewesen. Zudem bedaure er, in seiner Zeit in Münster mit Missbrauchs-Betroffenen „kaum Kontakt“ gehabt zu haben. Das habe sich erst als Erzbischof von Hamburg geändert.

Menschennah und kommunikativ

Thissen war ein menschennaher Seelsorger, der Begegnungen suchte. Als Kommunikationstalent wusste der langjährige „Wort zum Sonntag“-Sprecher auch die Medien zu nutzen. Sein Interesse für Theater, Kino, Malerei und andere Kunstformen brachte ihn in Kontakt mit Kulturschaffenden und hielt im säkularen Hamburg auch die Kirche im Gespräch.

Das Requiem für Werner Thissen ist für Donnerstag, 24. April, um 11 Uhr im St.-Marien-Dom in Hamburg geplant, wie das Erzbistum mitteilt.

Das Kirche+Leben-Interview von 2019

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