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Die Bischöfe Heße aus Hamburg und Bätzing – für die Bischofskonferenz – würdigen den Verstorbenen, ebenso Münsters Administrator Hamers.
Trauer und Respekt prägen die Reaktionen auf den Tod des früheren Hamburger Erzbischofs Werner Thissen. Zugleich wird sein Eingeständnis von Fehlern im Umgang mit Fällen und Tätern sexualisierter Gewalt gewürdigt.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, Thissens direkter Nachfolger, erklärt, der Geistliche habe die Weiterentwicklung des jungen Erzbistums wesentlich vorangetrieben. „Er hat das Pastoralgespräch unter dem Leitwort ,Salz im Norden‘ initiiert, das viele Menschen miteinander ins Gespräch brachte und wichtige Leitsätze für das Selbstverständnis der katholischen Kirche im Norden entwickelte.“
Bätzing: „Brückenbauer des Nordens“
Auch Sanierung und Neugestaltung des Mariendoms, der Hamburger Bischofskirche, seien auf Thissens Initiative zurückzuführen. Nicht zuletzt habe er den Prozess angestoßen, der zur Seligsprechung der Lübecker Märtyrer 2011 führte.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, nennt Thissen einen „Brückenbauer des Nordens“. Für ihn seien Dialog und Verständigung in Kirche und Gesellschaft ein Herzensanliegen gewesen.
Hamers: „Engagierter und geschätzter Seelsorger“
Beide Bischöfe erinnern auch an ein Kirche+Leben-Interview im Jahr 2019. Darin hatte Thissen, damals bereits im Ruhestand, als erster deutscher Bischof persönliche schwere Fehler im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch zugegeben – in seiner Zeit als Personalverantwortlicher im Bistum Münster. Dieses Eingeständnis sei „ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung“ gewesen, bewertet Bätzing.
Antonius Hamers, Diözesan-Administrator in Thissens Heimatbistum Münster, erklärt: „Wir werden Werner Thissen als engagierten und von vielen Gläubigen geschätzten Seelsorger und eindrucksvollen Prediger in Erinnerung behalten.“
Hilfswerk Misereor würdigt „seinen“ Bischof
Bernd Bornhorst, Geschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, sagt, Thissen habe sich „mit aufrichtigem Engagement für notleidende Menschen im Globalen Süden starkgemacht“. Der Erzbischof war von 2000 bis 2014 für das Hilfswerk zuständig.
Die Förderung globaler Gerechtigkeit und der Einsatz gegen den Klimawandel hätten Thissen besonders am Herzen gelegen. Noch im Alter von 85 Jahren sei er „Seite an Seite mit Schülerinnen und Schülern bei Solidaritätsläufen“ gelaufen, um die Projektarbeit von Misereor zu unterstützen.
Update 17.15 Uhr: Misereor (jjo.)