Romano Christen hatte Homosexualität als Fehlentwicklung bezeichnet

Erzbistum Köln distanziert sich von Priesterausbilder

Das Erzbistum Köln hat sich von Äußerungen des Bonner Konviktsleiter Romanon Christen über Homosexualität distanziert. Sie entsprächen nicht der Ansicht von Kardinal Woelki, sagte Generalvikar Markus Hofmann.

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Das Erzbistum Köln hat sich von Äußerungen eines seiner leitenden Priesterausbilder über Homosexualität distanziert. Die vom Direktor des Bonner Theologenkonvikts Collegium Albertinum, Pater Romano Christen, geäußerten Ansichten entsprächen nicht der Ansicht des Kölner Kardinals und Erzbischofs Rainer Maria Woelki, erklärte Generalvikar Markus Hofmann am Freitag in Köln. In dem Konvikt leben die Priesteramtskandidaten der Erzdiözese.

Christen hatte in einem Vortrag vor Studenten seines Hauses gesagt, dass Homosexualität nicht angeboren sei, sondern „Folge einer psychologischen (Fehl)entwicklung“. Dagegen gebe es „von der Schwulen-Lobby“ dämonisierte Therapien, die Männer erfolgreich bestanden hätten, aber nicht immer zum erhofften Ergebnis führten. Männer mit „tief sitzender homosexueller Tendenz“ könnten entsprechend vatikanischer Instruktionen nicht geweiht werden.

 

Woelki will mit Konviktsleiter sprechen

 

Hofmann betonte demgegenüber, das Erzbistum lege großen Wert darauf, „Fragen der Sexualität in der Priesterausbildung intensiv und vorurteilsfrei zu thematisieren und dabei den neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse darzustellen“. Derzeit würden mit Hilfe externer Spezialisten neue Bausteine der Ausbildung geschaffen.

Diese sollten den Priesteramtskandidaten eine „klare Reflexion sowohl über ihre eigene Sexualität als auch zu sexualwissenschaftlichen Fragen ermöglichen und ungeachtet der jeweiligen sexuellen Orientierung zu einer reifen Persönlichkeit und einem natürlichen Selbstvertrauen beitragen“. Erzbischof Woelki halte sich derzeit in Israel auf und werde nach seiner Rückkehr ein Gespräch mit Christen führen.

 

Romano Christen spricht von Missverständnissen

 

Der Direktor selbst bezeichnete seinen Vortrag als „unzulänglich“. Mitunter sei er so formuliert, dass er Missverständisse allzu leicht ermöglicht habe. Er habe homosexuelle Menschen nicht verletzen wollen und bitte um Entschuldigung. Er halte sie nicht für „krank“, was er im Vortrag so auch nicht gesagt habe.

In dem auch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Vortrag heißt es unter anderem, bei homosexueller Liebe gehe es „weniger um die reale Begegnung mit einem Du“. Vielmehr handele es sich um eine „narzisstische Suche“ eines Betroffenen nach Männlichkeit.

 

Laienkomitee verlangt Ablösung Christens

 

Die katholische Laienvertretung in der Erzdiözese Köln hatte die Ablösung Christens verlangt. Der Mainzer katholische Moraltheologe Stephan Goertz sagte, dessen Aussagen seien „durchzogen von Vorurteilen, die für Betroffene kaum zu ertragen sind“. Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet betonte, homosexuellen Priesteramtskandidaten werde vermittelt, „dass ihre Sexualität ein Defekt ist, dass sie ihre Gefühle zu verdrängen haben“. Dies sei „eines der Einfallstore für sexuelle Gewalt in der Kirche“.

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