Kardinal Woelki erwartet Gemeindesterben

Erzbistum Köln: Zahl der Seelsorger sinkt um die Hälfte

Das Erzbistum Köln geht davon aus, dass sich die Zahl der Seelsorger in den nächsten zehn bis zwölf Jahren halbieren wird.

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Die Zahl der Seelsorger im Erzbistum Köln wird sich in den nächsten zehn bis zwölf Jahren halbieren. Derzeit gebe es mit 600 Priestern, 400 Pastoral- und Gemeindereferenten und 100 hauptberuflichen Diakonen rund 1.100 Mitarbeiter, teilte das Erzbistum am Wochenende in Köln mit. Diese Zahl werde bis zum Jahr 2030 auf 500 bis 600 sinken. Dem mitgliederstärksten deutschen Bistum gehören nach eigenen Angaben derzeit 1,99 Millionen Katholiken an. Jahr für Jahr verliere es im Schnitt 17.500 Mitglieder, überwiegend durch mehr Sterbefälle als Taufen.

Nach der Prognose können viele Seelsorgerstellen in den Gemeinden oder an besonderen Orten wie Kliniken oder Gefängnissen 2030 nicht mehr besetzt werden. Überdies werde die Mehrzahl der Mitarbeiter dann über 50 Jahre alt sein. Erwartet wird zudem ein Mangel an Priestern, die große Seelsorgebereiche leiten können.

 

Woelki: Abwärtstrend nicht einfach hingeben

 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach von einer "Erosion des kirchlichen Lebens". Vor Journalisten sagte er: "Ich glaube, dass Gemeinden sterben werden." Zugleich rief er dazu auf, sich dem "Abwärtstrend" nicht einfach hinzugeben und "daran zu glauben, dass wir eine Zukunft als Kirche von Köln haben".

Die Erzdiözese veröffentlichte die Zahlen nach einer Sitzung des Diözesanpastoralrats. Das Beratungsgremium des Erzbischofs wurde über die Personalentwicklung informiert und beriet Konsequenzen, wie es hieß.

 

Elf Sendungsräume gebildet

 

Das Erzbistum hat nach eigenen Angaben derzeit 180 Seelsorgebereiche. Mittlerweile seien elf sogenannte Sendungsräume gebildet worden, in denen meist zwei und teils drei oder vier Seelsorgebereiche vernetzt seien. Zum Jahresende komme ein weiterer Sendungsraum hinzu; die weitere Entwicklung sei offen. Für die Sendungsräume beauftragt der Erzbischof jeweils einen leitenden Pfarrer und pastorale Mitarbeiter. Die Erzdiözese betont aber, dass es sich dabei "nicht um eine strukturelle Zusammenlegung" handele.

Woelki warb für seine Vorstellungen vom pastoralen Zukunftsweg. Dieser "geistliche Weg" setze nicht nur auf die Seelsorger, sondern auf die Verantwortung aller Gläubigen. "Das ist für viele Gemeinden ein neues Denken", so der Erzbischof. Die Sendungsräume sollten selbst bestimmen, wie sie der Kirche ein Gesicht geben und den Sendungsauftrag Jesu erfüllen. Das sehe auf dem Land anders aus als in einer Stadt.

 

Aggressionen und Unverständnis

 

Woelki räumte ein, dass die Begriffe "Pastoraler Zukunftsweg" und "Sendungsräume" inzwischen auf Aggressionen und Unverständnis stießen. Dabei gehe es aber nicht um eine "fromme Soße", die die Realität verkleistern wolle.

Laut Generalvikar Markus Hofmann hat der Diözesanpastoralrat Arbeitsgruppen zu fünf Themenfeldern gebildet. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, welche Schwerpunkte zu setzen seien, damit Kirche "ins Wachsen" komme. Zu klären sei auch, wie die Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu verbessern sei oder Gemeindemitglieder nachhaltig befähigt werden könnten, Gottesdienste zu feiern.

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