Gast-Kommentar von Pressesprecher Stephan Kronenburg zur Bundestagswahl

Es geht ums Überleben

Anzeige

Die Bundestagswahl steht bevor und wir haben die Qual der Wahl. Die Ergebnisse werden richtungsweisend sein, schließlich gehe es um nichts Geringeres als unser Überlegen, sagt Bistums-Pressesprecher Stephan Kronenburg in seinem Gast-Kommentar.

Am Ende eines, um mit Markus Söder zu sprechen, „seltsamen Wahlkampfs“, der sich lange – so der bayerische Fast-Kanzlerkandidat – „um Nebensächlichkeiten drehte – geschönte Lebensläufe hier, ein unglücklicher Lacher da“ –, haben wir am Sonntag die Wahl. Schon das ist ein Privileg. Gerade in Deutschland sollten wir dafür dankbar sein.

Unser Dank sollte auch den Politikerinnen und Politikern aller Parteien gelten – die rechtsextremen Agitatoren der AfD einmal ausgenommen –, die sich mit Herz und Verstand für unsere Gesellschaft einsetzen. Angesichts der oft maßlosen Häme und Beschimpfungen in Sozialen Netzwerken dürfen wir nicht müde werden, eine Selbstverständlichkeit zu betonen: Auch Politikerinnen und Politiker haben eine unantastbare Menschenwürde!

 

Systemisches Versagen von Parteien

 

Der Autor
Stephan Kronenburg ist Pressesprecher und Leiter der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Münster.

Ein seltsamer Wahlkampf, in dem es viel zu lange um Nebensächlichkeiten ging, geht zu Ende. Dabei gäbe es viele Zukunftsfelder, bei denen sich ein Wahlkampf um die besseren Konzepte gelohnt hätte. Dass ein solcher erst in den letzten Wochen in Ansätzen stattfand, ist mehr als ein Versäumnis. Es ist ein systemisches Versagen von Parteien, aber auch vieler Medien. Und das wiegt 2021 besonders schwer. Denn: Es geht ums Überleben!

Ein paar traurige Fakten der vergangenen Monate, die das deutlich machen: Bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sterben mehr als 180 Menschen. Der Weltklimarat teilt mit, dass die Erd-Erwärmung um 1,5 Grad schon 2030 erreicht wird. Das Klimainstitut Inpe meldet allein im August mehr als 2.200 Brandherde in Amazonien. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef informiert, dass fast eine Milliarde Jungen und Mädchen unter den Folgen des Klimawandels leiden.

 

Wir müssen anders leben!

 

Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören eng zusammen. Das zeigen etwa die Unicef-Zahlen, und das hat Papst Franziskus in seiner Umwelt- und Sozial-Enzyklika „Laudato si“ herausragend ins Wort gebracht: „Die Menschheit ist aufgerufen, sich der Notwendigkeit bewusst zu werden, Änderungen im Leben, in der Produktion und im Konsum vorzunehmen.“

Als Chris­tinnen und Christen muss das unser Verhalten bestimmen. Nicht nur bei der Frage, wo wir am Sonntag das Kreuz machen, sondern viel mehr noch in unserem alltäglichen Tun. Praktische Möglichkeiten gibt es viele: keine Inlandsflüge mehr; regional, fair gehandelt und unverpackt einkaufen; den Energie- und Wasserverbrauch verringern; auf Ökostrom umstellen, aufs Auto wo immer möglich verzichten. Wir müssen anders leben, nicht morgen, sondern heute, jetzt, sofort!

Die Positionen der Gastkommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von „Kirche+Leben“ wider.

Anzeige