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„Vermögensanlage könnte ein Teil der Verkündigung von Kirche sein“ – das war eine These beim Schlussplenum einer Tagung von Finanzverantwortlichen aus Bistümern, Orden, Pfarreien, Hilfswerken und Verbänden zum ethisch nachhaltigen Investment. Auch einige Privatanleger zeigten durch ihre Teilnahme Interesse an dem Thema. Veranstalter im Franz-Hitze-Haus in Münster war das „Forum ethisch-nachhaltiges Investment“. Dort engagieren sich neben der gastgebenden Akademie auch das Katholisch-Soziale Institut Siegburg, das Sozialinstitut Kommende Dortmund und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Wie man – auch in Zeiten von Niedrig- oder Strafzinsen – nicht nur auf finanzielle Rendite achtet, sondern in christlicher Verantwortung mit der Vermögensanlage auch soziale und ökologische Folgen bedenkt, darum ging es beim Austausch in fünf Workshop-Gruppen. Es ging etwa um unterschiedliche Anlageoptionen und -produkte, um Bistums-, Ordens- und Stiftungsvermögen nachhaltig zu investieren, ferner um Chancen und Auswirkungen von so genannten „Mikrokrediten“ und um das Bestandsmanagement von Immobilien.
Kollig: Wir brauchen auch Rendite, um Einrichtungen zu betreiben
Beim Schlussplenum sagte Pater Manfred Kollig, Generalvikar des Erzbistums Berlin, es gebe keinen „Königsweg“ und keine Patentlösung für den Umgang mit kirchlichem Vermögen. Die Kirche trage Verantwortung als Arbeitgeber und für den Betrieb für Schulen, Kitas und andere Institutionen. Auch dafür brauche man Rendite.
Stefan Fritz sprach für Stiftungen und sah gute Möglichkeiten für kirchliche Investoren. Er regte an, öfter gemeinschaftlich zu agieren.
Reidegeld: Die Jugend fragt nach der Nachhaltigkeit
Jochen Reidegeld, stellvertretender Generalvikar in Münster, brachte den Dialog mit der jungen Generation ins Gespräch. Sie sei womöglich neu für die Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu begeistern. Die Jugendlichen „stellen bei der aktuellen Klimadiskussion doch genau diese Fragen der Nachhaltigkeit“, so Reidegeld.
Christoph Bickmann, Vorstandsvorsitzender der Darlehnskasse Münster, sagte, es brauche eine breite gesellschaftliche Basis für die Fragen der ökologischen und sozialen Aspekte. Ein Faktor sei die vorgesehene verbindliche Einbindung des Themas Nachhaltigkeit in Bank-Beratungsgespräche.
Wie verbindlich sind die Regeln?
Wie verbindlich das Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage in den Bistümern gesehen werde, die Frage wurde aus dem Publikum an das Podium gerichtet. Dass darin keine Einigkeit bestehe, gab Pater Manfred Kollig zu: „Die Bistümer sind so verbindlich, wie ihre Bischöfe – und dann die Generalvikare.“ Die Aussage bestätigte Reidegeld: „Dazu kann ich nur sagen: Amen.“
Alle Teilnehmenden plädierten für mehr Informationen auch für Kleinanleger und für mutigen, aktiven Einfluss kirchlicher Institutionen auf die nachhaltige Ausrichtung von Fonds. Nicht nur dafür brauche es eine engere Vernetzung von Bistümern, Orden, Verbänden und anderen Geldanlegern. Konkret kam der Wunsch auf, die fünf Jahre alte Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig investieren“ des ZdK zu überarbeiten und Ergebnisse der Tagung einzubeziehen.
Die Vorträge aus den einzelnen Workshops sollen auf der Internetseite des Franz-Hitze-Hauses unter der Rubrik „Tagungsrückblick“ veröffentlicht werden.