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Europa rüstet auf und stärkt die Verteidigung. Wie die Bischöfe der EU-Staaten die Zukunft der Union bewerten - und was die Kirche beitragen kann.
Mit einer Stellungnahme zur Aufrüstung Europas hat die Vollversammlung der Kommission der Bischofskonferenzen der EU-Staaten (COMECE) begonnen. Der Vorsitzende, Bischof Mariano Crociata, sagte zum Auftakt der dreitätigen Versammlung in Nemi bei Rom, die schwerwiegendsten Veränderungen seien der Überfall Russlands auf die Ukraine und die Rückkehr des „puren Nationalismus“. Das verändere auch die EU. Die Kirche sei aufgerufen, mit ihrer Lehre die Union zu begleiten, betonte der Bischof von Latina bei Rom.
Zum Ukraine-Krieg erklärte Crociata, es sei schlimm, wenn versucht werde, die Wirklichkeit zu verdrehen und die Ukraine vom Opfer zum Aggressor zu machen. Zugleich werde versucht, sie zur Tauschware in einer Verhandlung über ihren Kopf hinweg zu degradieren.
Kirche soll sich an Rüstungs-Debatte beteiligen
Crociata führte ferner aus, mit dem Ende der Friedensphase in Europa stelle sich die Frage, wie die EU sich als Friedensprojekt treu bleiben könne. Die Kirche müsse in der Debatte über eine Aufrüstung Europas mitreden.
Ihre Lehre gehe nicht in Richtung eines bedingungslosen Pazifismus, der letztlich dazu führe, dass die Verlierer sich unterwerfen müssten. Vielmehr lehre sie, dass eine Verteidigung zur Abschreckung in Verbindung mit einem Bemühen um Dialog anzustreben sei.
"Verteidigung zur Abschreckung"
Von ihrem Wesen her müsse die EU Brücken bauen und den Dialog suchen. „Aber wenn das Vertrauen verraten wird und alle nichtmilitärischen Bemühungen um eine Friedensordnung scheitern, muss man die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung zum Zweck der Abschreckung anerkennen.“
Dennoch, so Crociata, müsse ein allgemeiner Aufrüstungs-Wettlauf vermieden werden. Ferner dürften die Ausgaben für den Schutz der Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Umweltschutz nicht gekürzt werden.
Bischöfe: Getrenntes Europa wird nicht überleben
Der Gegensatz zwischen der Bürokratie in Brüssel und der Bevölkerung schwäche die EU, so Crociata weiter. Sie müsse sich deshalb mehr um die Schwächsten in der Bevölkerung sowie um die Mittelschicht kümmern.
Weiter sagte Crociata, kein vernünftiger Mensch denke, dass einzelne Ländern überleben würden, wenn es wieder ein Europa völlig getrennter Staaten gäbe. Als Einzelstaaten würden sie „faktisch zu Kolonien“ der Großmächte. Deshalb gelte es, die aktuellen Problem anzugehen und zu überwinden.