Diskussion über „…führe uns nicht in Versuchung“

Evangelische Kirche: Vaterunser-Bitte ist korrekt übersetzt

Diskussion beim Vaterunser: Wer führt den Menschen in Versuchung? Papst Franziskus findet die aktuelle Übersetzung nicht gut. Katholische Theologen und nun auch die evangelische Kirche wollen aber daran festhalten – und begründen das.

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Der frühere evangelische Bischof Christoph Kähler, der die Überarbeitung der Lutherbibel 2017 geleitet hat, sieht keinen Bedarf für eine Änderung des Vaterunsers. Der Text mit der Passage „…führe uns nicht in Versuchung“ sei die „korrekte Übersetzung“, sagte Kähler dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das ist sprachlich richtig, außerdem gutes Deutsch.“

Neben der Lutherbibel würden auch die katholische Einheitsübersetzung und die reformierte Zürcher Bibel die Stelle so übersetzen, so Kähler. Papst Franziskus hatte dagegen in einem Interview gesagt, „…führe uns nicht in Versuchung“ sei „keine gute Übersetzung“. Nicht Gott führe in Versuchung, sondern Satan.

 

EKD bleibt bei aktuellem Text

 

Allerdings hatte auch Thomas Söding, Leiter des Bibelwerks im Bistum Münster, betont, die Übersetzung sei wörtlich. „Sie braucht nicht verändert zu werden“, sagte der Professor für Neues Testament im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“. Er nannte die Übersetzung „aufrüttelnd“, wie das Vaterunser selbst.

Der Protestant Kähler kann das Unbehagen gleichwohl verstehen: „Das kenne ich aus meinen Gemeinden. Viele Menschen bevorzugen einen liebenden Gott. In dieser Hinsicht ist die Bibel aber mehrdimensional. Zum Beispiel leitet Gottes Geist Jesus in die Wüste, damit der Teufel ihn in Versuchung führt.“

Die Evangelische Kirche in Deutschland verteidigt die derzeitige Übersetzung: „Dabei bleiben wir auch“, teilt sie auf ihrer Facebook-Seite mit.

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