Zentrale Anlaufstelle und weitere Studien geplant

Evangelische Kirche will Missbrauch intensiver aufarbeiten

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre Maßnahmen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt deutlich ausweiten. Vorgesehen sind eine zentrale Anlaufstelle und Studien zur Aufarbeitung von Missbrauch.

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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre Maßnahmen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt deutlich ausweiten. Vorgesehen sind eine zentrale Anlaufstelle und Studien zur Aufarbeitung von Missbrauch. Eine eigene Untersuchung kündigte die Diakonie an. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, mahnte eine zügige Aufarbeitung an.

Für die Umsetzung eines Elf-Punkte-Plans hat die EKD im kommenden Jahr rund eine Million Euro vorgesehen. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte vor der EKD-Synode, die evangelische Kirche habe systemisch gesehen spezifische Risikofaktoren. Diese müssten deutlicher als bisher analysiert werden, um sie anzugehen. Die EKD hatte im Vorfeld der Synode einen fünfköpfigen Beauftragtenrat gebildet. Fehrs ist Sprecherin dieses neuen Gremiums.

 

Warum die Diakonie eine eigene Studie braucht

 

Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh, der ebenfalls im Beauftragtenrat sitzt, betonte, eine unabhängige, bundesweite Anlaufstelle für Missbrauchsopfer könne Betroffenen helfen, die sich nicht dort melden wollten, wo es zu den Übergriffen kam. Dem SWR sagte der Bischof, die Stelle solle bestehende Angebote der einzelnen Landeskirchen ergänzen.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte, Menschen, die den Einrichtungen der Diakonie ihre Kinder und Angehörigen anvertrauten, müssten Vertrauen zurückgewinnen können. Er unterstrich die Notwendigkeit einer eigenen Studie für die Diakonie: „Die Situation eines Jugendlichen in einer sozialpädagogischen Betreuungseinrichtung ist eine ganz andere als die etwa im Konfirmationsunterricht, mit anderen Macht- und Abhängigkeitsfaktoren.“

 

Was staatliche Experten erhoffen

 

Rörig sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es sei enorm wichtig, dass jede der 20 Landeskirchen zügig in die Aufarbeitung einsteige. Es dürften nicht nur wenige Landeskirchen eine Vorreiterrolle übernehmen.

Wie die katholische Kirche müsse auch die evangelische mit dem Bund und möglicherweise auch mit den Ländern verbindliche Vereinbarungen zu Kriterien und Standards der Aufarbeitung treffen. Diese könnten etwa beinhalten, wie Betroffene künftig bei den jeweiligen Aufarbeitungsprozessen beteiligt und wie Akteneinsicht oder Entschädigungen geregelt werden.

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