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Aus Sicht des evangelischen württembergischen Bischofs Ernst-Wilhelm Gohl hat die Krise im Erzbistum Köln auch Auswirkungen auf seine Kirche. „Wir werden ganz eindeutig in Mithaftung genommen“, sagte Gohl der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Austrittszahlen der evangelischen Kirche im Raum Köln seien deutlich höher als anderswo; das habe „eindeutig mit den Zuständen im dortigen Erzbistum zu tun“.
Die katholische Kirche müsse sich Gedanken machen, wie sie mit Kardinal Rainer Maria Woelki verfahren wolle: „Hier wird das Vertrauen in beide Kirchen zerstört.“ Ihm persönlich stehe es zwar nicht zu, Woelki etwas vorzuschreiben. „Aber wenn man derartig Vertrauen verloren hat, sollte man die Konsequenzen ziehen, um weiteren Vertrauensverlust der Kirche zu verhindern.“
Vor allem wegen des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt gibt es im Erzbistum Köln eine Vertrauenskrise. Papst Franziskus hatte Kardinal Woelki zwischenzeitlich in eine mehrmonatige Auszeit geschickt und ihn aufgefordert, seinen Rücktritt anzubieten. Über den Amtsverzicht hat Franziskus noch nicht entschieden.
Gohl gegen Kirchen-Beschluss zu freiwilligem Tempolimit
Das von der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland beschlossene freiwillige Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen hält Bischof Gohl für falsch: „Diese Selbstverpflichtung war nicht sinnvoll, solche Vorschriften sind nicht die Aufgabe der Kirche.“ Auf die Frage, ob er sich selbst an Tempo 100 halte, antwortete Gohl „Nein“.
Das Tempolimit war als Beitrag zum Klimaschutz beschlossen worden. „Die Kirche darf nicht in erster Linie als Moralinstitution wahrgenommen werden, die bevormundet. Da reagieren die Menschen zunehmend allergisch“, sagte Gohl.