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Am Sonntag, 18. Juni, ist „Tag der Autobahnkirchen“. In Deutschland gibt es inzwischen 44 davon. Sie müssten aber anders „bespielt“ werden, findet Professor Michael N. Ebertz, der über Autobahnkirchen geforscht hat.
Am Sonntag, 18. Juni, ist „Tag der Autobahnkirchen“. In Deutschland gibt es inzwischen 44 davon. Die Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen, die sich für Autobahnkirchen engagiert, gibt die Zahl der Besucher mit einer Million pro Jahr an. Der Soziologe und Theologe Michael N. Ebertz von der Katholischen Hochschule Freiburg hat über Autobahnkirchen geforscht.
Herr Ebertz, was suchen Menschen in Autobahnkirchen?
Michael N. Ebertz: Die Autofahrer wollen eine Pause machen, aber nicht im klassischen Konsumtempel einer gewöhnlichen Raststätte. In die Autobahnkirchen gehen vor allem Menschen mittleren und höheren Alters. Die meisten bleiben nur etwa fünf Minuten. Viele schreiben ein kurzes Gebet auf oder zünden eine Kerze an. Autobahnkirchen dienen der Entschleunigung. Viele Besucher wollen ihre Reise unter den Schutz Gottes stellen. Die Erwartung der Kirche, dass man in den Autobahnkirchen insbesondere kirchenferne Menschen erreicht, erfüllt sich eher nicht: Viele Besucher engagieren sich bereits in ihrer Heimatgemeinde und gehen auch sonst regelmäßig zum Gottesdienst.
Warum kommen kaum kirchenferne Menschen?
Zur Internetseite der Autobahnkirchen.
Einige Autobahnkirchen wirken sehr verlassen. Die Kirchen verpassen die Chance, Reisende anderer, kirchenferner Milieus zu erreichen. Dafür müssten die Gotteshäuser neu gestaltet und bespielt werden. Wenn das nicht passiert, haben wir nur ein paar Außenstellen von ohnehin schrumpfenden Gemeindekirchen mehr. Die Menschen brauchen heute unterschiedliche Angebote, aber das gelingt weder in den meisten Ortsgemeinden, noch in vielen Autobahnkirchen.
Wie müssten Angebote aussehen?
Warum nicht einmal eine Musikbox mit verschiedenen Liedern aufstellen, oder eine Losungs- und Evangeliumsbox: „Nimm und lies, Deine Frohe Botschaft für heute“? Die Kirchen könnten zum Beispiel unterscheiden zwischen Reisenden, die gläubig sind, und denjenigen, die Suchende sind, zufällig in die Kirche hineinschneien und eine kurze spirituelle Botschaft brauchen. Aus Studien wissen wir: Viele Kirchenferne wollen nur eine Kerze anzünden und das in einem ansprechenden Raum ohne die typischen christlichen Symbole. Sie suchen eine Art Fast-Food-Kirche. In manchen Gotteshäusern gibt es dafür einen Vorraum – in den Autobahnkirchen bislang kaum. Wer dann mehr will, der kann den Schritt gehen, den Kirchenraum betreten und in sein Geheimnis eintauchen. Diese Unterscheidung entspricht den heutigen religiösen Verhältnissen.
Autobahnkirchen im Bistum Münster
Drei Autobahnkirchen stehen im Bistum Münster. Die Autobahnkapelle Münster-Roxel liegt an der A 1 am Rasthof „Münsterland Ost“ zwischen den Autobahnkreuzen Münster-Süd und -Nord in Fahrtrichtung Bremen. Die Kapelle „Dammer Berge“ am gleichnamigen Rasthof befindet sich zwischen den Abfahrten Neuenkirchen / Vörden und Holdorf an der A 1 und ist aus beiden Richtungen erreichbar. Die Kirche St. Antonius in Gescher-Tungerloh liegt an der A 31 einen Kilometer von der Abfahrt Gescher / Coesfeld entfernt, ist aus beiden Richtungen zu erreichen und bereits auf der Autobahn ausgeschildert. (jjo)