Fünf Minuten Geläut verursacht demnach Kosten im unteren Cent-Bereich

Experten: Weniger Glockenläuten spart kaum Strom

  • Die Idee, angesichts hoher Strompreise Kirchenglocken verstummen zu lassen, bringt laut Experten kaum Spareffekte.
  • Das fünfminütige Läuten durchschnittlicher Pfarrkirchenglocken verursache Kosten im unteren Cent-Bereich, teilt das Deutsche Glockenmuseum in Gescher mit.
  • Der meiste Strom beim Läuten werde zu Beginn verbraucht - so wie beim Anfahren im Auto.

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Die Idee, angesichts hoher Strompreise Kirchenglocken verstummen zu lassen, bringt laut Experten kaum Spareffekte. Mit dem elektrischen Läuten von Glocken sei ein deutlich geringerer Energieverbrauch verbunden, als viele Pfarreien meinten, teilt das Deutsche Glockenmuseum in Gescher im Kreisdekanat Borken mit.

Laut Berechnungen des Glockenexperten Matthias Braun muss eine gewöhnliche Läutemaschine pro Tonne Glockengewicht eine Kilowattstunde Leistung aufbringen. Damit würde es nicht mehr als 2,67 Euro kosten, wenn man das schwerste Geläut Deutschlands, die acht Südturmglocken des Kölner Domes, eine ganze Stunde lang läuten würde. Das fünfminütige Läuten durchschnittlicher Pfarrkirchenglocken verursacht demnach Kosten im unteren Cent-Bereich.

Wo der meiste Strom verbraucht wird

Eine moderne elektrische Läutemaschine mit herkömmlichem Kettenantrieb nutze die Energie der schwingenden Glocke und füge nach jedem Anschlag lediglich einen kurzen Impuls hinzu, damit die Glocke ihre Schwunghöhe beibehält, so die Experten. Analog zum Start eines Flugzeugs oder zum Anfahren eines Autos werde der meiste Strom beim Anläuten verbraucht, um die Glocke auf Schwunghöhe zu bringen. Je länger eine Glocke läute, umso geringer ist der Stromverbrauch im Verhältnis zur Läutedauer.

Daher sei es für Pfarreien keine sinnvolle Idee, im Zug der Energiekrise das Glockenläuten zu reduzieren. Es bedeute "niedrige Kosten für eine Botschaft, die viele Menschen erreicht".

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