Michael Rottmann über den Sinn eines Lieferkettengesetzes

Fair-Trade bei Kleidung muss Standard sein!

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„Wozu brauchen wir eigentlich besondere Siegel und Plaketten für Textilien, Schokolade oder Kaffee, bei deren Produktion niemand ausgebeutet oder gefährdet wurde? Warum lässt man etwas anderes überhaupt zu?“, fragt Michael Rottmann. Er hofft auf ein starkes Lieferkettengesetz.

Ich will das nicht: dass Baumwollbauern sich an Pestiziden vergiften, Arbeiter in Gerbereien und Färbereien mit bloßen Händen in giftige Chemikalien greifen, dass Näherinnen oder gar Kinder im Akkord schuften müssen – nur damit ich meine Klamotten ein paar Cent billiger kaufen kann.

Genau das ist aber immer noch traurige Wirklichkeit. Die betroffenen Länder kennt jeder, der mal einen Blick auf die „Made in ...“-Etiketten in seinen T-Shirts oder Hosen wirft.

Die Welt würde wohl immer noch wegschauen, wenn nicht 2013 beim Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch mehr als 1.100 Menschen ums Leben gekommen wären. In der Fabrik hatten sie hauptsächlich für den Export geschuftet, und zwar auch für deutsche Unternehmen beziehungsweise deren Zulieferer. Für Billigmarken ebenso wie für das höherpreisige Segment. Schlimm genug, dass es erst soweit kommen musste!

 

Sicherheit muss selbstverständlich sein

 

Auch dieses Unglück hat in Deutschland die Diskussion um ein Lieferkettengesetz vorangetrieben. Es soll Firmen zu dem zwingen, was in einer globalisierten Welt längst selbstverständlich sein müsste: garantierte Sicherheit und menschenwürdige Arbeitsbedingungen während des gesamten Produktionsprozesses. Egal, ob Zulieferer beteiligt sind. Egal auch, ob Waren in Bangalore, Bukarest oder Braunschweig hergestellt werden.

Die von Misereor mitgetragene „Initiative Lieferkettengesetz“ setzt sich für so einen klaren gesetzlichen Rahmen ein – und kann sich auf breiten Rückhalt bei König Kunde verlassen. Nach einer Infratest-Dimap-Umfrage aus dem letzten Herbst wollen drei Viertel aller Deutschen ein starkes Gesetz und damit die Gewähr, dass auf den Kleiderständern in den Geschäften nur Klamotten hängen, für die niemand ausgebeutet oder gefährdet wird.

 

Ohne Wenn und Aber

 

Wer das schon jetzt ausschließen will, der muss beim Kauf von Jeans oder T-Shirts derzeit noch auf allerlei Fair-Trade-Label achten. Warum eigentlich? Faire und sichere Arbeitsbedingungen sollten Standard sein, nicht Ausnahme bleiben. Wer global Gewinne macht, muss auch global Verantwortung übernehmen! Ohne Wenn und Aber.

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