Verein TransFair: „Kompensationseinkäufe“, um die Krise gut zu überstehen

Fairer Handel: Mehr Schokolade und Kaffee im Corona-Jahr verkauft

  • Fair gehandelte Produkte haben 2020 einen geringeren Umsatz erzielt.
  • Es wurden aber mehr faire Blumen, mehr Schokolade und mehr Kaffee verkauft.
  • Offenbar haben die Menschen so versucht, gut durch die belastende Corona-Zeit zu kommen.

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Im Corona-Jahr 2020 haben fair gehandelte Produkte einen geringeren Umsatz in Deutschland erzielt als 2019. Einige Produktsparten legten dennoch zu, was teilweise ebenfalls mit der Pandemie zu tun hatte. Das gab der Verein TransFair, der das Fairtrade-Produktsiegel in Deutschland vertritt, bei der Vorstellung des Jahresberichts bekannt.

Demnach gaben die Konsumenten in Deutschland 2020 rund 1,95 Milliarden Euro für fair gehandelte Produkte aus. Das waren etwa fünf Prozent weniger als 2019.

 

Mehr Blumen, Schokolade und Kaffee verkauft

 

Gleichzeitig kauften die Kunden rund sieben Prozent mehr fair gehandelte Blumen, nämlich 507 Millionen Stück im Wert von 167 Millionen Euro. Etwa jede dritte verkaufte Rose in Deutschland stammt aus fairem Handel.

Fair gehandelte Schokolade legte 2020 sogar um mehr als ein Drittel auf 3.231 verkaufte Tonnen oder 61 Millionen Euro zu. Auch die Menge an verkauftem Kaffee - traditionell eines der wichtigsten Fairtrade-Produkte - stieg um sechs Prozent auf 24.164 Tonnen. Hier sank allerdings der Umsatz um acht Prozent auf 492 Millionen Euro.

 

Aber weniger Kaffee-Umsatz, weil Bahn und Kantinen ausfielen

 

Das habe vor allem an Ausfällen im umsatzstarken Außer-Haus-Bereich gelegen, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Statt in der Bahn oder in Kantinen haben viele Menschen im Homeoffice ihren Kaffee getrunken.“

Obwohl also die Menschen im Supermarkt mehr fair gehandelten Kaffee für zuhause kauften und so die verkaufte Gesamtmenge an Kaffee sogar stieg, sank der Umsatz wegen des Rückgangs bei Bäcker, Bahn und Kantinen. Diese Entwicklung war laut Overath einer der Gründe für den rückläufigen Gesamtumsatz 2020.

 

„Im ganzen Frust mehr Rosen gekauft und sich daran erfreut“

 

Mit Blick auf einzelne Produktsparten wie Schokolade und Blumen sprach Overath von Kompensationseinkäufen in der Krise. „Das heißt, die Leute haben in ihrem ganzen Frust mehr Kaffee getrunken und scheinbar auch mehr Rosen gekauft und sich daran erfreut.“

Diese Einkäufe seien für die Menschen etwa in Ostafrika wichtig gewesen. „Hier sind enorm viele Frauen im Rosenanbau tätig“, so Overath. „Das ist für viele Frauen die einzige Möglichkeit, eine Berufstätigkeit zu haben.“

 

Lieferengpässe wegen Corona denkbar

 

Der TransFair-Geschäftsführer schloss kommende Lieferengpässe von fair gehandelten Waren wegen Corona nicht aus. „Wenn Sie sich aktuell die Situation in Indien angucken, kann es gut sein, dass etwa im Baumwollanbau Probleme kommen“, sagte er. Im Kaffeeanbau gebe es im Moment keine Problemanzeigen, die Pandemie sei aber weiterhin ein Unsicherheitsfaktor.

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