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In der Basilika in Rheine hängt jetzt eine Fátima-Madonna. Die portugiesische Gemeinde hat sie gespendet – und sich gegen einen Import entschieden.
Die Tradition: Portugiesisch. Das Holz: Aus einer münsterländischen Eiche geschlagen. Die neue Fátima-Madonna in der Antonius-Basilika in Rheine ist ein deutsch-portugiesisches Gemeinschaftsprojekt. Schon lange hatte sich die portugiesische Gemeinde in St. Antonius ein sichtbares Zeichen ihrer religiösen Tradition für die Kirche gewünscht, in der sie ihre muttersprachlichen Gottesdienste feiern. Mithilfe von Spenden aus den anderen sieben portugiesischen Gemeinden im Bistum haben sie dieses Ziel jetzt erreicht.
Geheimnisse der Gottesmutter
Über einen Meter groß, die Füße auf einer Wolke, auf dem Kopf eine goldene Krone, ist die Marienfigur jetzt fester Teil der Taufkapelle in der Antonius-Basilika. Für viele Portugiesen sei die Faszination des „Wunders von Fátima“ fester Bestandteil der eigenen Tradition und werde in den Familien weitergegeben, erzählt Deolinda Ribeiro. „Wie ihr hier sagt ‚Gott schütze dich‘ oder wünscht ‚Gott, lass etwas geschehen‘ rufen wir Portugiesen zur Madonna aus Fátima“, sagt die 62-jährige Portugiesin.
Die Verehrung der Portugiesen für „Fátima“ geht zurück auf eine Marienerscheinung im Jahr 1917. In dem winzigen Ort nördlich von Lissabon soll die Gottesmutter drei Hirtenkindern gleich mehrmals erschienen sein und drei Geheimnisse anvertraut haben. Heute gehört Fátima zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte weltweit. Obwohl viele der portugiesischen Gemeindemitglieder schon in zweiter oder dritter Generation Teil der deutschen Gemeinde sind, ist die Installation der Madonna in der Basilika für sie ein Zeichen der Verbundenheit. „Wir haben etwas von uns, von unserer portugiesischen Tradition als festen Teil hier in der Kirche in unserer neuen Heimat“, sagt Deolinda Ribeiro. Sie selbst kam als Kind eines Gastarbeiters nach Deutschland.
Geschnitzt aus heimischem Holz
Aus diesem Grund hat sich die Gemeinde auch bewusst dagegen entschieden, eine Replik der Madonna aus Portugal zu importieren. Sie beauftragte stattdessen den lokalen Künstler Werner Bruning. Der schnitzte die Marienfigur in eins aus einem Stück münsterländischer Wildeiche. „Diese Zusammenarbeit soll die Verbundenheit mit der neuen Heimat dokumentieren“, sagt Ludger Schulten, Diakon der Portugiesischen Gemeinden im Bistum Münster. Gleichzeitig sei die Mischung aus portugiesischer Tradition und münsterländischem Handwerk ein Spiegel für die Lebenserfahrungen vieler Portugiesen im Bistum.
Das zeigt auch die große Spendenbereitschaft aller sieben portugiesischen Gemeinden im Bistum für die Madonna in Rheine. Über 3.000 Euro sind so für die Umsetzung zusammengekommen. Die Idee zum Projekt entstand schon 2017, 2021 startete dann die konkrete Umsetzung. Neben einer Madonna in Münster ist die neue Figur in der Antonius-Basilika die einzige fest installierte Fátima-Madonna im Bistum in dieser Größe. Obwohl die neue Fátima in Rheine dem Original nahekommt, hat sie doch ihren ganz eigenen Stil. Der Rosenkranz in ihren Händen etwa ist ein Geschenk einer Ordensfrau aus Münster. Nur der Mantel, so der Wunsch der Gemeinde, sollte wie im Original zartblau sein.
Fátima-Madonna als Bereicherung
Die Skulptur wurde in Münster vom emeritierten Weihbischof Dieter Geerlings gesegnet und kam dann im Oktober nach Rheine. In der Zeitkapsel der Madonnenfigur heißt es: „Seit 1964 kommen Portugiesen nach Rheine und viele von Ihnen finden hier ihr neues Zuhause. Die portugiesischen Migranten brachten ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Religiosität mit und bereichern damit auch die Kirche in Rheine.“
Im Bistum Münster gibt es sieben portugiesische Gemeinden mit etwa 8.000 portugiesisch sprechenden Mitgliedern. Neben Rheine auch in Borken, Gronau-Epe, Münster, Ochtrup, Stadtlohn und Steinfurt-Borghorst. Sie feiern regelmäßige Gottesdienste in portugiesischer Sprache.