BISTUM MÜNSTER

Bischof Felix Genn tritt zurück – Papst Franziskus nimmt Gesuch an

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Damit wird der Bischofsstuhl des zweitgrößten Bistums in Deutschland vakant. Der 75-jährige Genn leitete das Bistum seit 2009.

Papst Franziskus hat das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Bischof Felix Genn angenommen, das dieser im Oktober 2024 eingereicht hatte. Das teilte der Vatikan am Sonntagmittag mit.

Der Rücktritt gilt mit dem heutigen Tag, wie Genn selbst am Nachmittag zu Beginn eines Gottesdienstes im Dom in Münster sagte. Er war aus Anlass von Genns 75. Geburtstag angesetzt, nun dient er zugleich als Abschied des Bischofs. Zuvor hatte der Papst-Botschafter in Deutschland, Nikola Eterovic, Dank und Segenswünsche von Franziskus überbracht.

Wie es im Bistum Münster weitergeht

Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, seinen Rücktritt anbietet. Die Entscheidung trifft der Papst. Am 6. März 2025 wurde Bischof Genn 75 Jahre alt.

Mit der Annahme des Rücktrittsgesuchs ist der Bischofsstuhl von Münster vakant und kurzzeitig wird Christoph Hegge als dienstältester Weihbischof Administrator. Er muss innerhalb einer Woche die weiteren neun residierenden Domkapitulare zusammenrufen, damit dieses Konsultorengremium einen Diözesan-Administrator wählt. Dieser leitet das Bistum bis zur Einführung eines neuen Bischofs. Sowohl das Amt des Generalvikars als auch sämtliche diözesane Räte – mit Ausnahme des Kirchensteuerrats – erlöschen für die Zeit der Sedisvakanz.

75. Nachfolger des heiligen Liudger

Genn war am 29. März 2009 als Bischof von Münster und damit als 75. Nachfolger des heiligen Liudger eingeführt worden. Benedikt XVI. hatte ihn am 19. Dezember 2008 ernannt. Zuvor war Genn seit 2003 Bischof des Ruhrbistums Essen. 1999 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in seiner Heimatdiözese Trier ernannt.

Geboren wurde Felix Genn am 6. März 1950 in Burgbrohl, er wuchs im Eifeldorf Wassenach in der Nähe der berühmten Benediktinerabtei Maria Laach in Rheinland-Pfalz auf. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Trier und Regensburg, promovierte über den heiligen Augustinus. 1976 empfing er die Priesterweihe.

Als Spiritual im Priesterseminar Trier war er für die geistliche Formation der angehenden Geistlichen zuständig, 1996 war er für die Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier verantwortlich. Ab 1997 leitete er das Studienhaus St. Lambert in Lantershofen für spätberufene Priesteramtskandidaten.

Großereignisse in Münster

In seine Münsteraner Amtszeit fiel die 750-Jahr-Feier des Paulusdoms 2014 und der Deutsche Katholikentag 2018.

Ein Jahr später gab das Bistum Münster eine Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Geistliche im Bistum in Auftrag. Bundesweit erstmals wurde damit eine Gruppe von Historikern unabhängig beauftragt. 2022 wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Deutschland und Vatikan

Im Vatikan ist Felix Genn seit 2013 Mitglied des Dikasteriums für die Bischöfe, seit 2024 einer Arbeitsgruppe, die sich mit Fragen der zukünftigen Gestalt des Bischofsamts beschäftigt. Beide Tätigkeiten wird er fortsetzen.

In der Deutschen Bischofskonferenz leitete er von 2008 bis 2021 die Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste. Sowohl aus der Vollversammlung der Bischofskonferenz als auch aus dem Ständigen Rat, dem Gremium aller Diözesanbischöfe, scheidet Genn mit Annahme seines Rücktrittsgesuchs aus.

Im großen Geburtstags-Interview mit Kirche+Leben erklärt der Bischof, auch nach seiner Emeritierung in Münster bleiben zu wollen. Er wird eine Wohnung im Schatten des Paulusdoms beziehen. Ob er weiterhin Bischofs-Gottesdienste im Dom oder in den Gemeinden feiern wird, beantwortete er so: „Das muss man sehen. Ich will nichts tun ohne Absprache mit dem künftigen Diözesan-Administrator und dann mit dem neuen Bischof.“

Updates
12.30 Uhr Bericht erweitert um Biografie und Rückblick
14.20 Uhr Aussagen aus dem Dom zum Zeitpunkt des Rücktritts

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