Bonner hat mitgeholfen, die Recklinghäuser Klais-Orgel zu sanieren

Felix Leonhardt: Jung, Technofan - und Orgelbauer

Felix Leonhardt: Technofreak und Orgelbauer. | Video: Marie-Theres Himstedt

  • Der 30-jährige Felix Leonhardt wird zum Orgelbauer ausgebildet.
  • Derzeit überholen Altmeister Bernhard Althaus und sein angehender Geselle die Klais-Orgel in St. Peter Recklinghausen.
  • Felix Leonhardt war Informatiker, bevor er ins Traditionshandwerk wechselte. Ein Grund: „Mit echtem Holz und mit den Händen schaffen!“

Anzeige

Ungewohnt kahl zeigt sich die Recklinghäuser Orgel dieser Tage – eine der größten Instrumente ihrer Art im Bistum Münster wird generalüberholt. Die „Königin der Instrumente“ wird wieder klangtechnisch auf den neuesten Stand gebracht, um auch internationale Organisten für Konzerte begeistern zu können: Mit dabei ist Felix Leonhardt. Der 30-Jährige ist einer der Auszubildenden der Orgelbaufirma Klais aus Bonn. Gemeinsam mit Altmeister Bernhard Althaus wird die Orgel in St. Peter aufgehübscht: „Wir tauschen unter anderem die Federn. Sie brechen leicht. Wir hoffen, dass diese jetzt wieder länger halten“, berichtet Felix Leonhardt.

Während sich sein Chef mit Thorsten Maus, Kirchenmusiker in St. Peter, über die letzten Details austauscht, hat der 30-Jährige Zeit für einen kurzen Schnack. „Ich finde, Kirchen sind ein sehr angenehmer Arbeitsplatz, weil es ein sehr ruhiger, sehr mediativer Ort ist, wo man sich auf seine Arbeit konzentrieren kann“, hat er festgestellt.

Bürojob ohne Erfüllung

Am liebsten arbeitet der 30-Jährige mit Holz: „Das ist der Grund, warum ich diese Ausbildung angefangen habe“, sagt Felix Leonhardt. Seine Arbeit hat sich der junge Mann, der gebürtig aus dem Westerwald stammt, ganz bewusst ausgesucht, denn eigentlich ist er ausgebildeter Informatiker: „Acht Jahre nur im Büro, das hat mich irgendwann nicht mehr erfüllt“, sagt er rückblickend.

Was verdient man denn so als Orgelbau-Azubi? „Zu wenig“, sagt er mit einem Lachen und schiebt gleich hinterher: „Geld allein macht nicht glücklich“. In seinem alten Job war er nicht mehr zufrieden: „Ich möchte einen Job machen, der mir Freude macht, wo ich morgens aufstehe und gerne zur Arbeit gehe, das habe ich in der Informatik nicht gefunden, das war nicht meine Welt.“

Einen neuen Weg einschlagen, etwas Neues lernen, die Chance dazu bekam er, nach einem kurzen Ausflug in eine Schreinerwerkstatt, schließlich bei Orgelbaumeister Bernhard Althaus. Der bittet ihn nun just heran, denn weitere Pfeifen, die fein säuberlich sortiert im Turmaufgang stehen, müssen auch noch ausgepustet werden. Ablagerungen vom Ruß der Kerzen und Staub ist der Feind jedes klaren Tons.

Echtes Handwerk im Orgelbau

Dann kann der behutsame Einbau in den Prospekt, wie der äußere Orgelrahmen bezeichnet wird, beginnen: Felix Leonhardt klettert über eine schmale Leiter in den Prospekt, Bernhard Althaus reicht von unten die bis zu 25 Kilogramm schwere und fünf Meter lange Pfeife hoch, wo Felix sie wieder in den Prospekt hängt. Der Chef trägt unten die nächste Pfeife heran, oben kniet Felix im Orgelprospekt und streicht über den hellen Holzrahmen: „Im Orgelbau zählen noch echte Werte, es wird teilweise gearbeitet wie vor 100 Jahren, mit der Hand. Orgelbau ist noch Traditionshandwerk, deswegen finde ich das gut“, erzählt der junge Mann begeistert.

Auch für die Musik kann er sich mittlerweile begeistern, dabei hört er privat eher Technomusik, Drumbase oder Rock.

Nach getaner Arbeit auch mal so in die Kirche

Da er im mechanischen Aufbau tätig ist, hört er nur selten, wie die Orgel dann wirklich klingt: „Wenn das Instrument intoniert wird, bin ich nicht mehr da. Das machen dann eher die Musiker unter den Orgelbauern, die haben da das Gehör für und sind dafür ausgebildet.“

Dafür besucht Felix Leonhardt sehr gerne die Orgeleinweihungen, um sich das Instrument anzuhören: „Orgelmusik ist etwas ganz Neues für mich, damit habe ich vorher gar nichts zu tun gehabt. Das entdecke ich gerade für mich“, sagt er frei heraus. „Und wenn er auf Montage ist, gerade in größeren Städten, wo es trubelig ist, gehe ich auch einfach mal so in eine Kirche, und der Stress bleibt draußen.“

Anzeige