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Die Freiwillige Feuerwehr in Münster-Albachten möchte auf dem alten katholischen Friedhof ein Gerätehaus errichten. Eine Bürger-Initiative will das Grundstück als Park erhalten. Die Kirchengemeinde schaut auf die Kosten. Der Konflikt erhitzt die Gemüter.
„Nicht von der Pfarrgemeinde, sondern vom Bezirksbürgermeister Stephan Brinktrine (SPD) haben wir von den Planungen erfahren“, regt sich Werner Lenfers von der Bürger-Gemeinschaft „Alter Friedhof in Albachten“ auf. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sei geplant worden, das Gelände des katholischen Friedhofs zu veräußern, um Unterhaltskosten von 4.000 Euro jährlich zu sparen. „Daraufhin hat die Freiwillige Feuerwehr den Ball aufgenommen“, ergänzt Norbert Rolf. „Mit der Idee, auf dem Friedhofsgelände ein neues Gerätehaus zu errichten. Dabei liegen noch Angehörige von uns auf dem Friedhof.“
„Mein Bruder“, sagt Roswitha Hovestadt. „Meine Großeltern“, erklärt Eberhard Niehues. „Meine Großeltern, mein Vater und Bruder“, sagt Norbert Rolf. Schon aus Pietätsgründen könne der Friedhof an der Dülmener Straße nicht leichtfertig umgenutzt oder gar überbaut werden.
Mehr als 600 Unterschriften für Friedhofs-Erhalt
Deswegen haben die Initiatoren im November 2017 eine Bürger-Gemeinschaft gegründet. Sie setzt sich für den Erhalt des 2.700 Quadratmeter großen Geländes mitten im Ort ein. Als Gedenkort für die Kriegsgräber, als Parkanlage und mit der Option, künftig hier wieder zu bestatten. „Albachten wächst. Ein riesiges Baugebiet kommt in naher Zukunft im Osten des Ortes hinzu. In wenigen Jahren wird der kommunale Friedhof nicht mehr ausreichen“, sagt Werner Rolf. Dann werde man noch froh über den alten Friedhof sein. Über 600 Unterschriften sind bereits nach Angaben der Initiative für den Friedhofs-Erhalt zusammengekommen.
„Beim Treffen mit Leuten vom Kirchenvorstand auf der Straße haben wir gehört, dass die Gemeinde den alten Friedhof gern veräußern würde. Der koste nur Geld, hieß es. Da sind wir auf den Zug aufgesprungen“, erläutert Benedikt Holtmann das Anliegen der Freiwilligen Feuerwehr Albachten. „Unser jetziges Feuerwehrgerätehaus ist nicht mehr tragbar. Wir brauchen für ein neues 2.500 Quadratmeter. Die haben wir zurzeit nicht“, sagt der Löschzugführer der 36 Mann starken Einheit. „So entstand die Idee mit dem alten Friedhof unserem jetzigen Standort genau gegenüber. Mit unseren Privatautos sind wir schnell dort.“ Es gelte die Acht-Minuten-Regel. „Dann muss das erste Auto vor Ort sein.“
Acht Minuten bis zur Feuerwache
Die Acht-Minuten-Regel wird nach Prüfung der Bezirksvertretung Münster-West auch für das geplante Wohngebiet in Albachten-Ost zutreffen, wo in naher Zukunft rund 450 neue Wohnungen entstehen. Es sieht auch einen Standort für die Feuerwehr vor – direkt an der Weseler Straße –, der laut Verwaltung die „einsatztechnischen Vorgaben“ erfüllt.
Benedikt Holtmann hat da Bedenken. „Es kommt darauf an, ob die Autos in 70 oder 90 Prozent der Fälle in acht Minuten am Platz sind.“ Er bevorzuge den Friedhofs-Standort. Das alte Friedhofskreuz könne bei der Neubebauung erhalten bleiben. „Eine Gedenktafel mit den Namen der Grabstätten ist möglich.“ Was mit den besonders geschützten Kriegsgräbern geschehe, sei offen. „Man muss prüfen, ob sie umgebettet werde können.“
Politik soll entscheiden
Die Diskussion im Ort schlägt hohe Wellen. Die Bürger-Gemeinschaft hat sich inzwischen auch an das Bistum mit Bitte um Stellungnahme gewandt. Der Unmut der Initiative richtet sich nicht zuletzt auf Pfarrer Christian Schmitt. Für Schmitt „gibt es gute Gründe für den Erhalt des alten Friedhofs, und es gibt gute Gründe für den Bau des Feuerwehrhauses. Wir nehmen die Begründungen beider Seiten ernst“, betont er. „Da es sich aber nicht um eine Glaubensfrage handelt, wartet die Kirchengemeinde das Ergebnis der öffentlichen Diskussion im politischen Bereich ab, um danach zu entscheiden, wie es weitergehen soll.“
Auch an den Unterhaltskosten von 4.000 Euro sei zurzeit nicht zu Rütteln. „Der Kirchenvorstand möchte auf alle Fälle über das Ende der Ruhefrist 2016 den Friedhof fünf Jahre länger erhalten. Also bis 2021.“ Die Initiative für die gegenwärtige Diskussion sei von der Feuerwehr ausgegangen. Die Kirchengemeinde sei auch nicht bereit, einer Wohnbebauung auf dem Gelände zuzustimmen, „da sie tief in das Erdreich eingreifen würde“. – „2012 hat der Kirchenvorstand bei der Stadt um die Pflege des Geländes als öffentlicher Park angefragt. Die Stadt hat das damals abgelehnt“, sagt Schmitt. „Es sieht so aus, dass sie sich das heute vorstellen kann.“