Beschuldigungen gegen früheren stellvertretenden Finanzdirektor

Finanzskandal im Bistum Eichstätt: Anwalt weist Untreuevorwurf zurück

  • Der Verteidiger des früheren stellvertretenden Finanzdirektors des Bistums Eichstätt hat den Untreuevorwurf gegen seinen Mandanten zurückgewiesen.
  • Der Anwalt sagte, die fraglichen Darlehen hätten sich im Rahmen der von der Diözese bestimmten Anlagestrategie bewegt.
  • Aus Sicht seines Mandanten sei Eichstätt ein "sehr risikofreudiges Bistum" gewesen.

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Der Verteidiger des früheren stellvertretenden Finanzdirektors des Bistums Eichstätt hat den Untreuevorwurf gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Das sagte Anwalt Ulrich Ziegert auf Anfrage. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft München II bestätigt, gegen dessen Mandanten sowie zwei weitere Personen sei Anklage erhoben worden.

Damit endeten die Ermittlungen im Finanzskandal des Bistums Eichstätt. Dies hatte auf Anfrage erklärt, man freue sich "über die offensichtlich anstehende gerichtliche Klärung und Aufarbeitung der Sachverhalte".

"Sehr risikofreudiges Bistum"

Dem früheren stellvertretenden Finanzdirektor werfen die Ermittler Untreue und Bestechlichkeit vor. Der Mann habe für das Bistum Eichstätt beziehungsweise dessen Emeritenanstalt - die Pensionskasse der Priester - Darlehen vergeben und nicht oder allenfalls nachrangig abgesichert. Den entstandenen Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf 45,2 Millionen US-Dollar.

Ziegert dagegen sagte, die Darlehen hätten sich im Rahmen der von der Diözese bestimmten Anlagestrategie bewegt. Aus Sicht seines Mandanten sei Eichstätt ein "sehr risikofreudiges Bistum" gewesen. Der Anwalt sprach von "hochspekulativen Finanzinstrumenten", etwa Investitionen in Schiffe.

Gab es auch Bestechung?

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeschuldigten zudem vor, im Zusammenhang mit der Darlehensvergabe Gesellschaftsbeteiligungen und Bestechungsgelder im Volumen von etwas mehr als 850.000 US-Dollar angenommen und nicht vollständig versteuert zu haben. Ein weiterer Angeschuldigter sei auf Seiten der Darlehensnehmer tätig geworden und habe die Vorteile gewährt. "Der dritten angeklagten Person wird vorgeworfen, dem ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor ihre Konten zur Vereinnahmung der Bestechungsgelder zur Verfügung gestellt zu haben."

In der Antwort der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft ist zudem von nicht näher bezeichneten weiteren Tatvorwürfen die Rede. Diese seien aber nicht zum Nachteil der Diözese Eichstätt begangen worden und richteten sich nicht gegen deren früheren leitenden Mitarbeiter. Laut Zeitungsberichten hat dessen Anwalt die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Das Landgericht München II muss über die Zulassung der Anklage entscheiden.

Rücklagen hochriskant angelegt

In dem Fall geht es um Investitionen aus Eichstätter Bistumsvermögen in US-Immobilienprojekte zwischen 2014 und 2016. Dabei waren Rücklagen in Höhe von fast 60 Millionen US-Dollar hochriskant angelegt worden.

Bischof Gregor Maria Hanke hatte den Skandal 2018 publik gemacht, nachdem er im Sommer 2017 nach Einschaltung externer Wirtschaftsprüfer Anzeige erstattet hatte. Als Folge des Skandals überarbeitete die Diözese ihre Anlagerichtlinien. Inzwischen werden die Investments von externen Dienstleistern verwaltet.

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