Asbecker Pfarrer spendet Taufe, Firmung und Erstkommunion

Firas Hamdani floh als Muslim aus dem Irak – jetzt wird er getauft

Die Hilfsbereitschaft, die Firas Hamdani auf seiner Flucht erlebte, nahm er nicht als selbstverständlich. Er hinterfragte sie – und fand so zum christlichen Glauben.

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Seine deutsch-arabische Bibel sieht schon ziemlich zerfleddert aus. Jeden Abend vorm Schlafengehen liest Firas Hamdani ein paar Seiten im Neuen Testament – am liebsten die Geschichte von der Taufe Jesu im Jordan. Vieles, was dort geschrieben steht, beeindruckt den Iraker. Es fasziniert ihn so sehr, dass sein Wunsch, Christ zu werden, in den vergangenen Monaten immer stärker wurde. Am Freitag wird Pfarrer Axel Heinekamp Firas Hamdani während der Abendmesse um 19 Uhr in der Asbecker Kirche taufen. Anschließend empfängt der 25-Jährige erstmals die Kommunion und wird gefirmt. Drei Sakramente auf einmal: Ein großer Tag, den der eher schüchterne junge Mann herbeigesehnt hat. Und mit ihm Daniela Kersting. Die 44-jährige Mutter dreier Teenager ist ehrenamtlich in der Pfarrei aktiv und zudem Integrationshelferin für Flüchtlinge. Sie hat Hamdani als Katechetin auf seinem ungewöhnlichen Glaubensweg vom sunnitischen Muslim zum Katholiken begleitet.

Kennengelernt haben sich die beiden eher zufällig. Als Firas Hamdani mit wenig Gepäck in Asbeck ankam, stand Daniela Kersting schon vor seiner Unterkunft und hieß ihn willkommen. Das war im September vergangenen Jahres. Seitdem kümmert sie sich um den Iraker, gibt ihm und den anderen Flüchtlingen Deutschunterricht. „Irgendwann haben wir dann mal über den Glauben gesprochen.“ Der 25-Jährige erzählte ihr von einer Frau, die ihm auf seiner Flucht in Ungarn half und dies begründete: „Ich bin Christin, das ist ein Gebot der Nächstenliebe.“ Wenige Worte, die sich Firas Hamdani einbrannten.

 

Nächstes Ziel: Jugendkirche Effata

 

Er hat im Internet recherchiert, wollte mehr darüber wissen, was die Menschen in Deutschland glauben: „Das Christsein hilft, als guter Mensch zu leben.“ Davon ist Firas Hamdani überzeugt. Über den Islam mag er nicht sprechen. Meistens geht er sonntagmorgens mit Daniela Kersting in die Messe, immer öfter traut er sich aber auch alleine in die Kirche. Weil der 25-Jährige erstaunt darüber ist, dass sehr viele ältere und nicht ganz so viele jüngere Menschen in Asbeck im Gottesdienst sind, will sie mit ihm unbedingt mal in die Jugendkirche Effata nach Münster: „Unser nächstes Ausflugsziel“, sagt die engagierte Katechetin, die zur Vorbereitung auf Hamdanis Taufe selbst viel für sich gelernt hat. Vor allem über die Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum.

Firas Hamdani möchte in Sicherheit und Frieden leben. Deshalb ist er im August 2015 vor Krieg und Terror aus seiner Heimat geflohen und allein nach Deutschland gekommen. Ob er bleiben darf, weiß er nicht. Noch wartet er auf die Antwort der Behörden. Im Irak hat er als Automechaniker gearbeitet, allerdings ohne Ausbildung. In Asbeck hilft er in der Fahrradwerkstatt, ein Projekt für Flüchtlinge. Im „Dorf Münsterland“ jobbt er außerdem mehrmals die Woche. Daniela Kersting verrät, dass der junge Mann gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz hat. Das motiviert ihn, weiter fleißig Vokabeln zu pauken.

 

Ein Festmahl zu drei Anlässen

 

So versteht er auch immer besser, was während der Messe gesagt wird. „Das Vaterunser kann er schon prima mitbeten“, freut sich Daniela Kersting über die Fortschritte ihres Schützlings.

Nach dem Taufgottesdienst wird gefeiert. Bei den Kerstings im Esszimmer. Zwölf Gäste hat Hamdani eingeladen. Natürlich auch Pfarrer Heinekamp. Der hat versprochen, die Taufkerze zu besorgen. Um die Speisen kümmert sich Daniela Kersting – auch wenn der irakische Täufling sonst liebend gerne selber am Herd steht. Doch heute ist er die Hauptperson. Rouladen, ganz westfälisch, kommen auf den Tisch, hat sich die Hausherrin und Katechetin überlegt. Für die arabischen Gäste außerdem Hähnchen und Reis. Ein Festmahl soll es werden – und das gleich zu drei Anlässen: Taufe, Erstkommunion und Firmung.

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