Jugendliche aus Herten überwinden ihre Grenzen

Firmlinge zwischen Himmel und Erde im Hochseilgarten Dülmen

Im Hochseilgarten in Dülmen können Gruppen Grenz-Erfahrungen machen. Beim Klettern lernen sie, wie wichtig Vertrauen und Kommunikation sind und dass man seine eigenen Grenzen erweitern kann. Das haben auch Firmlinge aus Herten erfahren.

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Martin findet das Programm zwischen Himmel und Erde „einfach cool“. Cynthia sagt, sie habe „ein bisschen Höhenangst“. Die will sie heute überwinden – es zumindest versuchen. 14 Firmlinge aus der Pfarrei St. Antonius Herten, die meisten 13 oder 14 Jahre alt, haben sich für den Sonn­tag­nachmittag im Hochseilgarten Dülmen entschieden.

Träger der Einrichtung ist das Kinderwohnheim Dülmen. Zur Interessengemeinschaft des Hochseilgartens gehören außerdem die Abteilung Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Bischöflichen Generalvikariat, die Kinderheilstätte Nordkirchen, der BDKJ und der Diözesan-Caritasverband.

 

Spaß und Abenteuer

 

Erst ein Mal haben sich die Jugendlichen aus Herten, die am 18. November gefirmt werden, zuvor getroffen. Jetzt geht es darum, einander besser kennen zu lernen und gemeinsam Spaß zu haben, wie Diakon ­Nik­las Belting sagt. „Wir wollen nicht nur sitzen und katechetische Runden veranstalten“, sagt Belting. „Wir wollen vermitteln, dass man in der Kirche auch Spaß haben kann.“

Natürlich spielen Spaß, Abenteuer, die sportliche Herausforderung eine Rolle. Doch es geht um mehr: um Teamarbeit und das Zusammenwachsen der Gruppe. „Aber auch darum, dass ihr eure Grenzen erkennt – und sie vielleicht heute ein bisschen erweitert“, sagt Matthias Lattek, der den Nachmittag leitet. Er ist Pastoralreferent in Emmerich und  Trainer im Hochseilgarten. Gemeinsam mit Lehrerin Nicole Bedminster und Philipp Lammering, Hochseil-Trainer in Ausbildung und Pastoralreferent in Nottuln, sorgt er dafür, dass in luftiger Höhe und am Boden nichts passiert.

 

Sicherheit steht an erster Stelle

 

Jeder soll sich beim Klettern erproben, zumindest aber auch einmal andere Kletterer vom Boden aus sichern. Alle sind mit Helmen und Gurten ausgerüstet. Die Trainer haben Knoten und Sicherungsgriffe gezeigt und mit den Jugendlichen und den fünf Betreuern der Gruppe geübt.

Um sportliche Höchstleistungen geht es nicht an diesem Nachmittag. Sondern darum, sich selbst zu erproben und Erfahrungen mit der Gruppe zu machen. Dabei sind alle auf die anderen angewiesen. „Bei jedem liegen die Grenzen anders“, macht Matthias Lattek deutlich. „Schaut, wo eure Lust- und wo eure Schmerzgrenze ist. Jeder soll diese Grenze auch bei den anderen akzeptieren.“

 

Ein ganz persönlicher Erfolg

 

Das wird ein paar Minuten später konkret: Während Hannah schon recht behände auf dem Seil in elf Metern Höhe balanciert, liegt die Grenze bei Cynthia, dem Mädchen mit der Höhenangst, bereits am Ende der Leiter. Dann kommt der Mast, der nur noch Ösen als Halt für den weiteren Aufstieg bietet.

Unten sichern Tim, Justus und Lenny das Mädchen unter Anleitung von Trainerin Nicole Bedminster. „Wir haben dich ganz fest“, ruft die Trainerin zu Cynthia herauf. Sekunden, Minuten vergehen. Dann, ganz langsam, wie in Zeitlupe, wagt sie den ersten Schritt von der letzten Leitersprosse zur ersten Öse. Später, als die Jugendliche wieder Boden unter den Füßen hat, sagt Nicole Bedminster: „Das haben wir zusammen gut geschafft. Du bist an deine Grenze gekommen und hast sogar einen Schritt höher gewagt als du selbst gedacht hast.“

 

Auf der schwankenden Himmelsleiter

 

Die „Himmelsleiter“ stellt noch einmal ganz andere Anforderungen. Hier wird es augenfällig, dass nur Gruppen­arbeit und Kommunikation zum Ziel führen. Jeweils drei Jugendliche sollen auf schwankenden Masten, die etwa eineinhalb Meter auseinander liegen, zu einer Plattform in elf Metern Höhe gelangen.

Der Lerneffekt steigert sich von Sprosse zu Sprosse: Ohne Absprachen untereinander gelingt der Aufstieg zunächst nicht. Aber als Hannah Martin ermuntert, ihr gebeugtes Knie als Stufe zur nächst höheren Sprosse zu benutzen, geht es plötzlich weiter.. „Daran wachsen, was sich als Aufgabe stellt“, so bezeichnet es Matthias Lattek.

 

Erfahrungen fürs ganze Leben

 

„Wenn ihr später im Leben mal an eure Grenzen stoßt, kann ich mir denken, dass ihr euch an heute erinnert“, sagt Lattek später. „Ihr habt gemerkt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen und einander Hilfe zu geben. Und ihr erinnert euch vielleicht daran, was ihr an Sicherheit braucht, um den nächsten Schritt zu tun.“

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