Zwei Kliniken, ein Neubau, 174 Millionen Euro Kosten

Fit für die Zukunft: Darum fusionieren die Kliniken Vechta und Lohne

  • Die zwei katholischen Krankenhäuser in den Nachbarstädten Vechta und Lohne wollen gemeinsam eine neue Klinik bilden.
  • Die neue Klinik soll in Vechta entstehen. Der Baubeginn ist 2024 geplant.
  • Warum sowohl die Fusion als auch der Klinikneubau sinnvoll und notwendig sind, erklärt der Vorsitzende der Dach-Stiftung, Ulrich Pelster aus Vechta.

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Zwei Ordensfrauen, Mauritzer Franziskanerinnen, kommen 1856 nach Lohne ins Oldenburger Münsterland. In zwei Krankenzimmern im Obergeschoss einer Weberei beginnen sie mit der Krankenpflege in der kleinen Stadt. Geburtsstunde des Franziskushospitals.

166 Jahre später wiegt Ulrich Pelster in Vechta den Kopf. Ob es mittelfristig das Krankenhaus in Lohne noch geben würde? Pelster hat da seine Zweifel, auch wenn das Krankenhaus inzwischen gut 150 Betten und 4.000 Patienten im Jahr hat.

Fusion und ein einziger Standort

Pelster leitet als Geschäftsführer die Schwester-Euthymia-Stiftung, unter deren Dach die Krankenhäuser in Lohne und Vechta heute schon zusammenarbeiten. Er kennt die wirtschaftliche Lage von Kliniken heutzutage sehr genau. Und findet deshalb den jüngsten Beschluss der beiden Krankenhäuser den einzig richtigen: sich zusammenschließen, Fusion an einem einzigen Standort, und zwar in Vechta, neun Kilometer von Lohne entfernt.

Ein Beschluss, den man in Lohne und Vechta einvernehmlich gefasst habe, am 7. August 2019, nach jahrelangen Überlegungen, wie Pelster berichtet. An diesem Tag habe es einen „einstimmigen Beschluss“ gegeben.

174 Millionen Euro Baukosten geplant

Die Verhandlungen über die Finanzierung und andere Fragen laufen seitdem. Ein entscheidender Termin steht vor der Tür: Noch in diesem Monat will das Land Niedersachsen über seinen Zuschuss entscheiden.

Die Zahlen für das neue Projekt sind beeindruckend: 18.000 Quadratmeter Nutzfläche wird in Vechta entstehen, 460 Betten wird die Klinik dann haben, geplant sind Kosten von 174 Millionen Euro. Der Neubau kann 2024 beginnen und wird sechs Jahre dauern.

Warum überhaupt Fusion?

Warum dieses Projekt, wenn Marienhospital Vechta und Franziskushospital Lohne „funktioniert haben und funktionieren werden“, wie Pelster es ausdrückt?

Weil die Krankenhauslandschaft auf mittlere Sicht auch auf dem Land von größeren Kliniken geprägt sein werde, sagt Pelster. Das werde einem eher kleinen Krankenhaus wie in Lohne auf Dauer Probleme machen. Auch wenn es dort durch Spezialabteilungen wie der Urologie Alleinstellungsmerkmale gebe. Wie auch in Vechta mit der Geburtsklinik oder Knieoperationen.

Patienten sollen im Landkreis Vechta bleiben

Ulrich Pelster aus Vechta leitet die federführende Krankenhaus-Stiftung und glaubt: An der Fusion von Lohne und Vechta führt kein Weg vorbei. | Foto: Schwester-Euthymia-Stiftung.
Ulrich Pelster aus Vechta leitet die federführende Krankenhaus-Stiftung und glaubt: An der Fusion von Lohne und Vechta führt kein Weg vorbei. | Foto: Schwester-Euthymia-Stiftung.

Auf lange Sicht aber, so Pelster, hätten beide Häuser von diesen speziellen Leistungen „zu wenig geliefert“ – und die Kassen diese Leistungen nicht mehr bezahlt.

Je mehr Operationen, je mehr behandelte Fälle, desto höher die Qualität der Leistung, so laute die Rechnung. Um Patienten in der Region zu halten, müsse ein Krankenhaus genau so arbeiten. Zurzeit würden drei Viertel der Krankenhauspatienten aus dem Kreis Vechta dort versorgt, und diesen hohen Stand wolle man durch die neue Klinik auch halten.

Neue Klinik mit 460 Betten

Durch eine große Klinik, wie Pelster betont. Mit 460 Betten werde man die katholischen Krankenhäuser in den Großstädten Oldenburg und Osnabrück in den Schatten stellen. Mit einem Gesamthaushalt von dann gut 130 Millionen Euro.

Eine Reihe ökonomischer Gründe für die Fusion, wie man sie von einem Betriebswirt wie Ulrich Pelster erwarten darf. Der Experte macht sich jedoch auch Gedanken, wie man die Beschäftigten der beiden Kliniken zusammenführen kann.

Gemeinsamer Geist soll entstehen

Denn eine Fusion von zwei Betrieben sei kein Selbstläufer, betont er. „Da arbeiten Menschen zusammen, die es bisher nicht taten.“ Und ein Beispiel, wie eine solche Fusion nebst Neubau überhaupt funktioniert, kennt Pelster aus der jüngeren katholischen Krankenhausgeschichte nicht.

Er kennt andere Fälle. „Reibungsverluste und gefährliche Gegnerschaft“ hätten dort die Fusion erschwert. Die beiden Häuser in Lohne und Vechta jedoch arbeiten nach seinen Worten schon seit zwei Jahren daran, dass „ein gemeinsamer Geist“ entstehe. Etwa durch Seminare für Führungskräfte. Küchenleitung und Oberarzt, leitender Physiotherapeut und Pflegedienstleitung – kämen ins Gespräch. Pelsters Eindruck: „Da gibt es ein positives Echo.“ Und er habe „wünschenswerte Veränderungen wahrgenommen“. Im Gespräch klingt er deshalb rundum optimistisch.

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