Ludger Freese isst in der Fastenzeit nur Salat

Fleischer aus Visbek verzichtet auf Fleisch

Ludger Freese aus Visbek ist Fleischer. Und isst in der Fastenzeit kein Fleisch. In seinem Restaurant und Partyservice keine leichte Sache. Aber er will ernst machen mit dem Verzicht.

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Später Vormittag in Visbek. Die ersten Menschen sitzen im Restaurant von Ludger Freese. Mittagstisch. Schnitzel mit Bratkartoffeln, Rouladen mit Rotkohl – alles zu haben. Und es verströmt einen herrlichen Geruch.

Für Ludger Freese selbst kommt heute anderes auf den Tisch. Fastenzeit. Diesmal besonders einschneidend. Denn der Fleischer, dem Restaurant und Partyservice gehören, fastet zum ersten Mal mit dem Produkt, das seine Existenz bestimmt: Er isst kein Fleisch.

 

Fleisch ist seine Existenz

 

Fastenzeit für einen Fleischer – man kann sich Vorsätze vorstellen, die leichter, die einfacher zu halten sind. Ludger Freese will sich dem bewusst stellen. „Mir ist wichtig, mich in der Fastenzeit zu besinnen und mich einzuschränken. Wie ich das mache und dass es dieses Jahr gerade der Verzicht auf Fleisch ist – das kommt erst in zweiter Linie.“

Fleisch bestimmt Freeses Existenz – das war schon in der Kindheit so. Mit neun Geschwistern ist er in Visbek aufgewachsen, neben der traditionellen Landschlachterei seines Vaters. Beim Vater hat Freese auch den Beruf des Fleischers gelernt; später arbeitete er als Geselle in Delmenhorst und in Esens in Ostfriesland, machte die Meisterprüfung in Frankfurt. 1988 übernahm er dann den Betrieb des Vaters.

 

Alltag ist anstrengend

 

Über die Jahre hat der heute 58-Jährigen das Angebot verfeinert, er betreibt jetzt ein Restaurant und einen Cateringservice. Sein Wort hat Gewicht: als Obermeister der Fleischer­-Innung Vechta, als Geschäftsmann, aber auch im Kirchenausschuss für die Finanzen der Pfarrei St. Vitus. Seine Alltagsarbeit ist anstrengend und fordert ihren Mann. Um 7 Uhr morgens ist Freese im Betrieb, abends kommt er oft erst um 22 Uhr vom Einsatz im Partyservice nach Hause.

Das Frühstück mit seiner Frau ist für Freese meist die einzige gemeinsame Mahlzeit am Tag. Kochschinken und Kasseler stehen da immer auf dem Tisch. Da greift er gerne zu. In dieser Fastenzeit nicht. Dann bleibt für Ludger Freese nur die Erdbeermarmelade. Ein Verzicht, der sich durch den ganzen Tag zieht und jederzeit spürbar ist. Kurz vor 11 Uhr herrscht in der Küche Hochbetrieb: Die ersten Restaurantgäste stehen vor der Tür, in der Pfanne brutzeln Schnitzel und Frikadellen. Für ein schnelles Mittagessen zwischendurch ist immer gesorgt, Freese braucht für sich nur ein Schnitzel mehr zu braten.

 

Mittags nur ein Salat

 

In dieser Fastenzeit macht er das nicht. In dieser Fastenzeit beschränkt sich Freese mittags auf einen Salatteller. Dieses Mal habe er sich natürlich gefragt: „Halte ich das Fasten von Fleisch durch?“ Das gehe nur mit „Willensstärke“. „Die innere Stimme sucht natürlich immer nach Ausreden. Aber ich möchte mir beweisen, dass ich selber entscheide, was ich wann esse und worauf ich ganz bewusst verzichten kann.“

Früher hat Freese in der Fastenzeit immer konsequent auf Alkohol verzichtet. Nicht einfach für den geselligen Fleischer, der gerne mit Freunden feiert. Großes Erstaunen, wenn er dann nur Wasser trinkt. Dass er wegen der Fastenzeit verzichtet, daraus hat Freese nie ein Geheimnis gemacht. Mit der Folge: „Manche schütteln den Kopf, oder sie verdrehen die Augen.“ Beim Fasten von Fleisch könne es ähnlich sein. „Aber es ist immer ganz allein meine Entscheidung als gläubiger Mensch, wie ich diese Zeit gestalte.“

Für ihn gehört zur bewussten Gestaltung dieser Fastenzeit aber nicht einfach nur der Verzicht. Anders denken könne er in der Fastenzeit auch im Betrieb. „Wenn Kunden mit besonders schwierigen Aufträgen kommen, die ich nur schwer erfüllen kann – da ärgere ich mich oft, dass ich zu schnell Ja sage. Vielleicht kann ich in der Fastenzeit da einmal bewusst Nein sagen. Und so zu mehr zur Besinnung kommen.“

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