Grabungen im Umfeld der antiken Stadt Doliche

Forscher aus Münster entdecken 1.000 Siegelabdrücke in der Türkei

Forscher der Universität Münster haben in der Südosttürkei einen großen Fund an Siegelabdrücken gemacht. Die Siegel aus der antiken Stadt Doliche geben „viele Einblicke in die griechisch-römische Götterwelt“, hieß es.

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Forscher der Universität Münster haben in der Südosttürkei einen großen Fund an Siegelabdrücken gemacht. „Die einzigartige Artefaktgruppe aus mehr als 1.000 Stücken, die aus dem städtischen Archiv der antiken Stadt Doliche stammen, gibt viele Einblicke in die griechisch-römische Götterwelt“, erklärte der Altertumswissenschaftler und Grabungsleiter Engelbert Winter am Donnerstag in Münster.

Viele Fundstücke ließen sich den offiziellen Siegeln der Stadt zurechnen. „Dass die Verwaltung hunderte Dokumente mit den Götterbildern besiegelte, zeigt, wie stark die religiösen Vorstellungen den Alltag prägten“, so Winter. Neben den Abbildungen der „Stadtgöttin“ Tyche fänden sich Darstellungen des römischen Kaisers Augustus und der Göttin Dea Roma.

 

Grabungen seit 2001

 

Zentrales Motiv sei aber der wichtigste Gott der Stadt, Iuppiter Dolichenus. „Sein Kult breitete sich im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus in weite Teile der Mittelmeerwelt hinein bis nach Britannien aus“, so Winter. Hunderte Siegel zeigten den Handschlag zwischen Gott und Kaiser: „Damit wurde die tiefe Verbundenheit des Gottes mit dem römischen Staat zum Ausdruck gebracht.“

Winters Grabungsteam erforscht das Heiligtum des Soldatengottes Iuppiter Dolichenus seit 17 Jahren, hieß es. In diesem Jahr wurde in einem Gebäudekomplex unter einem um 400 nach Christus zu datierendem Mosaik ein noch älterer Mosaikboden von ebenfalls sehr hoher Qualität freigelegt, wie Winter erläuterte. „Nach jetzigem Stand deutet viel auf eine spätantike Kirche hin. Das könnte sich als ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Geschichte des frühen Christentums in der Region erweisen.“

Die Forschungsstelle Asia Minor der Universität Münster gräbt unter der Leitung von Winter vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ seit 2001 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Hauptheiligtum des Iuppiter Dolichenus.

 

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