Neues Buch des Bischofs, der aus Lüdinghausen stammt

Franz Kamphaus, die Bergpredigt und der unbequeme Jesus

Der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus hat ein Buch über die Bergpredigt verfasst. Es zeigt, was es heißt, das Evangelium ernst zu nehmen, meint unser Rezensent Paul Deselaers.

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„Wem Gott die Realität seines Lebens ist, der …“ So ein denkwürdiger Satz zeigt an, dass es um grundlegende Fragen geht, die an die Wurzeln des Lebens reichen. Und um sie dreht sich das neue Buch des früheren Limburger Bischofs Franz Kamp­haus. In seinem Heimatbistum Münster ist er vielen bestens bekannt.

Das Titelbild zeigt einen Kompass. Damit ist angedeutet, was es in einer von Unübersichtlichkeit, Unsicherheit und auch prinzipieller Unversöhnlichkeit geprägten Situation braucht: Belebende und klarsichtige Orientierung für das Christwerden und Christsein in der Flut von Fragen!

 

Herzstück der Verkündigung Jesu

 

Die Orientierungshilfe schöpft Kamphaus aus der Bergpredigt, der Basis und dem Herzstück des Matthäus-Evangeliums, ja der Jesusverkündigung. Mit ihr misst er ab, was entsteht, wenn die gegenwärtige Lage ungeschminkt betrachtet und „wenn der Glaube konkret wird“.

Bevor der größte Teil der Bergpredigt abschnittweise betrachtet wird, stellt der Bischof den „unbequemen Jesus“ vor. Seine Gottesbotschaft bringt Unruhe. Denn er weckt die Aufmerksamkeit für Gott und damit für den Geschenkcharakter des Lebens und des Glaubens.

Franz Kamphaus: "Wenn der Glaube konkret wird. Die Bergpredigt", 144 Seiten, 18 Euro, Patmos-Verlag, ISBN 978-3-8436-1034-6

Die Folgen daraus sind bis heute der Stachel im Fleisch der Christenheit: „Gott ist keine Selbstverständlichkeit“. Von diesem Gott her versteht Jesus sich selbst, und von ihm her und auf ihn hin sieht er jeden Menschen.

 

Das Thema der Nachfolge

 

In diesem Spannungsfeld werden alle Entfremdungen im menschlichen Leben aufgedeckt. Überwunden werden können sie nur durch die „Anpassung an Jesus“.

Das ist das Thema der Nachfolge, das Kamphaus seit jeher bewegt. Das Hinter-Jesus-Hergehen ist faszinierend und erschreckend, es lockt und befremdet zugleich. Darum ist die Gefahr groß, „den befremdlichen Jesus dem eigenen Hausgebrauch anzupassen“.

 

Der Grundton der Bergpredigt

 

Der Beginn der Bergpredigt hat einen klaren Grundton: Das Leben ist nichts als Gabe! So werden die Seligpreisungen ausgelegt, die sich vom Leben Jesu her erschließen. Von ihm zugesagt, bringen sie die Wende ins Leben. Denn sie stellen mich vor die Frage, ob ich seinem Zuspruch vor jedem Anspruch traue. Erst mit diesem Vorwort blitzt die Brisanz der nachfolgenden Abschnitte richtig auf, ob es sich nun um die Frage der Ehe, der Gewalt, der Feindesliebe, des Betens oder der Sorge handelt.

In jedem Teil wird die Grundlage durchbuchstabiert: Mit der Bergpredigt leben kann ich nur, wenn ich glaube, grundlegend bejaht und dadurch frei zu sein. Ihre Weisungen sind die „Konsequenz der Liebe, mit der Gott die Welt liebt“.

 

Ein Exerzitienbuch

 

Kamphaus verfährt so, dass er die heutige Situation rund um diese Thesen in einer brillanten Klarheit beschreibt, um sie dann der Herausforderung der neuen Lebenspraxis gegenüber zu stellen. Größtmögliche Klarheit einerseits und die Spannungen des Evangeliums zum gelebten Leben ernst zu nehmen andererseits helfen, vom Außen zum Innen zu gelangen – in den Bereich, wo das Herz unvertretbar gefragt ist.

Verblüffende Fragen beenden jeden Abschnitt. Sie machen das Buch zu einem Exerzitienbuch. Seine Sprache ist knapp, punktgenau und verdichtet, sie verhilft zur persönlichen Auseinandersetzung. Immer legt das Buch den Entschluss zum Aufbruch nahe, dieser Ur-Formel des Spirituellen.

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