Papst wirft Medien und Gesellschaft Heuchelei vor

Franziskus: Rücktritt von Pariser Erzbischof Aupetit war Ungerechtigkeit

  • Die Annahme des Amtsverzichts des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit empfindet Papst Franziskus als Ungerechtigkeit.
  • Franziskus habe den Verzicht nur angenommen, weil Aupetit seine Diözese nicht mehr regieren könne.
  • Den Medien und der Gesellschaft warf der Papst Heuchelei vor.

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Den Amtsverzicht des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit (70) hat Papst Franziskus angenommen, weil dessen Ruf nach den Vorwürfen so beschädigt gewesen sei, dass er seine Diözese nicht mehr habe regieren können, sagte Franziskus am Montag vor Journalisten auf dem Rückflug von Athen nach Rom. Aupetits Rücktritt, den der Papst am Donnerstag annahm, sei dennoch eine Ungerechtigkeit.

Der Erzbischof habe Fehler gemacht, indem er vor Jahren seine Sekretärin „leicht gestreichelt und massiert“ habe, so der Papst. Das sei ein Verstoß gegen das sechste Gebot gewesen, aber kein schwerer und daher nicht allein ausschlaggebend. „Ich habe den Rücktritt von Aupetit angenommen, nicht auf dem Altar der Wahrheit, sondern auf dem Altar der Heuchelei“, so Franziskus.

Papst Franziskus wirft Medien und Gesellschaft Heuchelei vor

Medien und Gesellschaft warf der Papst in dem Zusammenhang Heuchelei vor. Die Frage einer französischen Journalistin nach den Gründen für Aupetits Rücktritt beantwortete Franziskus mit einer Gegenfrage: Was die Medien denn dazu meinten? Im Übrigen sollten die Medien genauer recherchieren und nicht bloß aufgrund von Gerüchten urteilen.

Grund für das Angebot des Amtsverzichts von Aupetit an Papst Franziskus waren Querelen innerhalb der Erzdiözese sowie Gerüchte über ein Verhältnis mit einer Frau im Jahr 2012. Aupetit wies dies zurück, räumte aber ein womöglich „mehrdeutiges Verhalten“ ein. Medien warfen Aupetit auch eine rigide Amtsführung vor. Zum Interimsverwalter (Apostolischer Administrator) ernannte Papst Franziskus den emeritierten Erzbischof von Marseille, Georges Pontier (78).

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