Bätzing ruft Bischöfe zur Beratung zusammen, Mehrheitsverhältnisse offen

Frauenfrage: Synodaler Weg unterbricht erneut die Sitzung

  • Nach mehr als anderthalb Stunden intensiver Beratung über das Grundsatzpapier zur Rolle der Frau in der Kirche und ihrer Zulassung zu den kirchlichen Ämtern ist die Debatte der Synodalversammlung erneut unterbrochen worden.
  • Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat alle Bischöfe zu einer internen Beratung außerhalb der Synodal-Aula zusammengerufen.
  • Über den Gesamttext soll später noch abgestimmt werden.

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Nach mehr als anderthalb Stunden intensiver Beratung über das Grundsatzpapier zur Rolle der Frau in der Kirche und ihrer Zulassung zu den kirchlichen Ämtern ist die Debatte der Synodalversammlung erneut unterbrochen worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat alle Bischöfe zu einer internen Beratung außerhalb der Synodal-Aula zusammengerufen. Danach stehen Abstimmungen über einige Änderungsanträge und schließlich über den Gesamttext auf der Tagesordnung.

In der intensiven Diskussion des Textes, bei der die Redezeit auf zwei Minuten pro Äußerung erhöht wurde, beteiligten sich diesmal auffällig viele Bischöfe. Nach der gestrigen Ablehnung des Grundtextes für eine Reform der Sexuallehre durch mehr als zwei Drittel der Bischöfe hatten viele Delegierte beklagt, dass diese Bischöfe sich dazu nicht inhaltlich geäußert hatten. Heute nun erklärten 29 Diözesan- und Weihbischöfe, wie sie über das Dokument denken.

Wer dafür und wer dagegen stimmen will

Eine ganze Reihe erklärte und begründete ihre Zustimmung zu dem Text, darunter Reinhard Marx (München), Felix Genn (Münster), Franz-Josef Overbeck (Essen), Heiner Koch (Berlin), Heiner Willmer (Hildesheim), Helmut Dieser (Aachen), Stefan Heße (Hamburg), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Gerhard Feige (Magdeburg) und Michael Gerber (Fulda), mitunter mit dem Hinweis, dass sie nicht den ganzen Text scheitern lassen wollen, nur weil sie mit einzelnen Abschnitten Probleme haben.

Mindestens genau so viele erläuterten ihre Ablehnung, so etwa Rainer Maria Woelki (Köln), Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Josef Graf (Regensburg,) Thomas Löhr (Limburg) und Rupert Stolberg (München). Einige wenige erklärten, sie seien noch nicht zu einer Entscheidung gekommen und wollten sich enthalten; zu ihnen zählen etwa Stephan Burger (Freiburg), Florian Wörner (Regensburg) und Ansgar Puff (Köln). Ihre Enthaltung gilt bei der Abstimmung als nicht gegebene Stimme und wird bei der Berechnung der nötigen Zweidrittel-Mehrheit nicht berücksichtigt.

Wie verbindlich ist der Text?

Knackpunkt der Beratungen ist die Frage danach, wie verbindlich der Text verstanden werden soll. Die Vorsitzenden des Forums, Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück und Theologie-Professorin Dorothea Sattler aus Münster, betonten, das Dokument sei ein Anstoß für eine weiterführende Diskussion und Klärung auf weltkirchlicher Ebene. Dabei steht die Frage danach im Zentrum, wie endgültig und unfehlbar die Äußerungen von Papst Johannes Paul II. sind, die Kirche habe nicht die Autorität, über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt zu entscheiden; die Diskussion darüber sei beendet.

UPDATE (17:30 Uhr)
Bischof Bätzing berichtet, die Bischöfe hätten sich ein Stimmungsbild zu diesem Thema gemacht. Wenn ein von Bischof Helmut Dieser eingebrachter Änderungsantrag weiter an den Anfang des Grundtextes verlagert werden könnte, sei er zuversichtlich, dass die erforderliche Dreiviertelmehrheit der Bischöfe dem Text zustimmen können. Dabei geht es um die Feststellung, dass die Äußerungen von Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika "Ordinatio sacerdotalis" über die Unmöglichkeit der Weihe von Frauen und das Ende der Diskussion darüber so vom Volk Gottes nicht mitgetragen werden. Daher solle mit höchstlehramtlicher Autorität überprüft werden, wie verbindlich diese Äußerungen sind. Das Dokument versteht sich demnach als Impulstext zur weiteren Diskussion in die Weltkirche hinein. Dem stimmt die Synodalversammlung anschließend zu.

Die Synodalversammlung stimmt überdies mit mehr als 80 Prozent gegen eine Dritte Lesung für den vorliegenden Text bei der nächsten Synodalversammlung im Februar 2023. Damit muss zum Abschluss über das Dokument entschieden werden. Auch dafür ist eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe nötig. Sie war gestern bei dem Grundtext zur Sexuallehre nicht zustande gekommen und hatte zu einem Eklat geführt.

Korrektur: Wir hatten irrtümlich zunächst gemeldet, der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz habe den Text abgelehnt. Er hat aber mit Ja gestimmt.

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