Arbeitsplätze für 1.500 Menschen im Kreis Warendorf

So steigern die Freckenhorster Werkstätten das Bruttosozialprodukt

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Wer schon 50 Millionen Kartoffeln geschält und 100 Millionen Schrauben und Achsteile kommissioniert hat, weiß, was er getan hat. Die Freckenhorster Werkstätten mit ihren 14 Standorten im Kreis Warendorf leisten dies und noch viel mehr.

„Wir steigern das Bruttosozialprodukt“, sagt Matthias Bohle. Der Leiter des Sozialdienstes der Freckenhorster Werkstätten in Trägerschaft des Caritasverbands im Kreisdekanat Warendorf e.V. weiß genau, was die Einrichtung an den 14 Standorten des münsterländischen Kreises leistet.

Rund 3.000 Menschen mit Beeinträchtigungen haben die Werkstätten in den vergangenen 50 Jahren mehr als nur einen Job gegeben. Damit haben sie ihnen in rund 50 Millionen Stunden auch die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht. Aktuell arbeiten knapp 1.500 Menschen in den Werkstätten, davon 450 mit psychischen Erkrankungen. Angefangen hatte alles mit acht Beschäftigten im Jahr 1974.

Menschen Tagesstruktur und Würde geben

Teilhabe gestalten, Menschen eine Tagesstruktur und ihnen Würde geben, daran möchte Matthias Bohle einen Beitrag leisten: „Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen nehmen am Arbeitsleben teil. Daran mithelfen zu können, ist für mich ein erfüllender Beruf.“

Es gehe immer um Inklusion und das Ausloten von Möglichkeiten, Menschen zu helfen, die noch nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt werden können, deren Vermittlung aber möglich erscheint. Dafür gebe es individuelle Förder- und Eingliederungskonzepte, die auf einen Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt zielten.

Auftraggeber aus Handel und Industrie

„Und immer wieder geht es um die Bereitschaft von Betrieben und Unternehmen, Menschen eine berufliche Chance zu geben und sich auf individuelle Förderkonzepte einzulassen. Hier arbeiten wir mit vielen örtlichen Firmen zusammen“, sagt Bohle. Es gebe eine hohe Vermittlungsquote und derzeit etwa 60 ausgelagerte Arbeitsplätze. Diese böten Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und erhöhten die Chancen, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt zu werden.

Als verlängerte Werkbank des Handels und der Industrie beliefern die Werkstätten zuverlässig ihre Auftraggeber, berichtet Henner Lammers, der für den Marketing-Bereich zuständig ist: „Wir fertigen Produkte und erbringen Dienstleistungen, die sich sehen lassen können.“

Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen

Lammers hat auch Zahlen parat, die dies belegen: 100 Millionen Teile an Schrauben und Achsteilen haben die Beschäftigten der Werkstätten seit Beginn der fast 50-jährigen Zusammenarbeit mit der Firma Claas verpackt. 15 Millionen Garantiepässe für Bade- und Duschwannen haben sie für die Firma Kaldewei verpackt. Fünf Millionen Archiv-Sammelmappen haben sie in den vergangenen 35 Jahren für Archive und Museen sowie Kommunal- und Stadtverwaltungen in ganz Deutschland hergestellt.

Darüber hinaus entstanden 2,5 Millionen Fühlerrohre für Warmwasserbehälter der Firma Reflex und sind mehr als 50 Millionen Kartoffeln seit Bestehen des Schälbetriebs von der „Pelle“ befreit worden, damit die Kartoffeln in den Großküchen und Kantinen weiterverwendet werden konnten. Nicht zuletzt haben die Beschäftigten bislang 960 Tonnen Bienenwachs und Wachsmischungen für die Herstellung von Kerzen verarbeitet und mehr als 1,4 Millionen Teile für den Elektro-Einkocher Merten&Storck montiert.

Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof

Etwa 95 Beschäftigte bewirtschaften den Hof Lohmann in Freckenhorst. Der Caritasverband erwarb im Jahr 2000 den traditionsreichen Bauernhof mit zehn Hektar Land für die Freckenhorster Werkstätten, um einen Wohn- und Arbeitsbereich für Menschen mit Beeinträchtigungen zu schaffen. Der Hof bewirtschaftet mittlerweile 22 Hektar.

Laut gesetzlichen Vorgaben sind die Werkstätten verpflichtet, wirtschaftlich zu denken und zu handeln. „Das bleibt eine ständige Herausforderung. Hier hilft uns die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft“, sagt Lammers.

Eingebunden in die allgemeine Wirtschaftslage

Matthias Bohle sieht die Auftragslage der Werkstätten eingebunden in die allgemeine Wirtschaftslage: „Wenn einer unserer Großkunden die Produktion zurückfährt, merken wir das sofort. Wir sind Zulieferer und daher abhängig von der Konjunktur.“ Insgesamt gebe es aber im Münsterland eine stabile Wirtschaftsstruktur.

Interessierte haben bei vielen Festen der Werkstätten und bei Besuchen des Cafés auf Hof Lohmann Gelegenheit, die inklusiven Arbeitsbereiche kennenzulernen. Eine weitere gute Gelegenheit bietet die Advents-Werkstatt am 16. und 17. November. Sie zeigt die vielfältigen Produkte der Werkstätten.

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