Wohlfahrtsverbände sehen neuen Dienst bei der Bundeswehr kritisch

„Freiwilliger Wehrdienst entwertet soziale Freiwilligendienste“

Wohlfahrtsverbände sehen den geplanten „Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz“ skeptisch. Einige Verbandsvertreter befürchten sogar eine Entwertung der Arbeit in den sozialen Freiwilligendiensten.

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Wohlfahrtsverbände sehen den geplanten „Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz“ skeptisch. „Bei allem Respekt vor neuen Ideen und vor dem Schutz der Heimat sollten wir nicht vergessen, dass es bereits gute Angebote gibt, sich im Sinn des gesellschaftlichen Zusammenhalts einzubringen“, sagte Caritas-Präsident Prälat Peter Neher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dazu gehörten das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr, der Bundesfreiwilligendienst und das Auslandsprogramm „Weltwärts“.

Unter dem Slogan „Dein Jahr für Deutschland“ ist eine siebenmonatige Ausbildung geplant, davon drei Monate Grundausbildung. Dies solle das Rüstzeug für den Schutz- und Sicherungssoldaten vermitteln, sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Danach sollen Teilnehmer innerhalb von sechs Jahren fünf Monate Reservedienst im regionalen Umfeld ableisten. Möglich seien etwa Hilfseinsätze bei Katastrophen oder schweren Unglücken.

 

„Unsere Freiwilligen bekommen nicht einmal Bahn-Tickets ersetzt“

 

Der Präsident des Diakonischen Werks, Ulrich Lilie, sagte, der neue Dienst entwerte den Einsatz in zivilen Freiwilligendiensten: „Es ist ein Armutszeugnis, dass mit hohem Werbebudget und attraktiven Konditionen für einen militärischen Freiwilligendienst geworben wird, aber für die zivilgesellschaftlichen Freiwilligendienste keine adäquaten Angebote und Leistungen zur Verfügung stehen.“

Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, befürchtet Nachteile sozialer Dienste gegenüber der Bundeswehr: „Wo ist die Wertschätzung für die Arbeit, die unsere Freiwilligen im sozialen und ökologischen Bereich leisten? Menschen die freiwillig in der Pflege, Alten- oder Behindertenhilfe arbeiten, bekommen nicht mal ihr S-Bahn-Ticket ersetzt.“

 

Keine allgemeine Dienstpflicht

 

Die Verbände äußern sich erleichtert, dass das Angebot der Bundeswehr nicht verpflichtend sein soll. „Ich begrüße, dass die Bundesverteidigungsministerin von der Idee einer allgemeinen Dienstpflicht abgerückt ist“, so Caritas-Chef Neher.

Gegen eine solche hatte sich bereits der Bund der Deutschen Katholischen Jugend ausgesprochen. Bundesvorsitzende Lisi Maier erklärte, der Staat solle nicht Zwang, sondern Angebote für junge Menschen schaffen.

Einen sicherheitspolitischen Bedarf, die Aussetzung der Wehrpflicht aufzuheben, sah Maier nicht. Und die Lücken im sozialen Bereich dürften nicht über einen verpflichtenden Zivildienst geschlossen werden.

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