Umbau schafft Plätze in der Mitte statt am Rand

Friesoythe zersägt Kirchenbänke für Rollatoren und Kinderwagen

  • Weil es für Gehbehinderte und Familien immer zu eng in der Pfarrkirche war, hat die St.-Marien-Gemeinde Friesoythe ganz vorne eine neue Freifläche für sie geschaffen.
  • Von dort aus können sie jetzt besser als zuvor an den Gottesdiensten teilnehmen.
  • Das Bischöfliche Offizialat hat das Projekt aus dem Fördertopf „Gute Idee“ unterstützt.

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Mit einer Säge hat die St.-Marien-Pfarrei im oldenburgischen Friesoythe (Kreis Cloppenburg) jetzt neuen Platz geschaffen – in ihrer Pfarrkirche. Die ersten drei Bänke zum Mittelgang hin sind deutlich kürzer als noch vor einigen Wochen. Direkt vor dem Altarraum im Zentrum des Gotteshauses mit rund 900 Sitzplätzen ist so ein offener Bereich entstanden. Genau so, wie es sich der Gemeindeausschuss gewünscht hatte. Der wollte damit ein Zeichen setzen: Die Kirche ist für alle da! Niemand soll an den Rand gedrängt werden!

Auf die etwa 17 verlorenen Sitzplätze könne die Gemeinde gut verzichten, sagt zum Beispiel Maria Norrenbrock. „So voll wie früher ist unsere Kirche ja auch nicht mehr. Und jetzt haben wir dort endlich mehr Raum für die Kirchenbesucher, die sonst nur in den Außengängen, ganz hinten oder ganz vorne vor der ersten Bank Platz finden: Senioren mit Rollatoren, Rollstuhlfahrer und Familien  mit Kinderwagen“, zählt die Vorsitzende des Ortsausschusses für den Gemeindeteil Friesoythe der St.-Marien-Pfarrei auf. Ein weiterer Vorteil: Begleitpersonen können in der Nähe sitzen.

 

Rollstuhlfahrer müssen nicht mehr abseits sitzen

 

Dass das bisher nicht möglich war, das hat Pastoralreferentin Hedwig Sänger erst vor kurzem noch erlebt: „Wir hatten eine Trauerfeier für eine Frau, deren Mann im Rollstuhl sitzt. Er musste damit allein im Bereich vor den Bänken platziert werden und konnte nicht neben seiner Familie sitzen. Das war nicht schön.“

Hedwig Sänger hält die Erweiterung auch für eine wichtige Verbesserung für Gottesdienste mit Menschen mit Behinderung, die in Wohnheimen der „Caritasstiftung Altenoythe“ in Friesoythe leben. Die Caritasstiftung ist der größte Träger der Behindertenhilfe im Landkreis Cloppenburg. Maria Norrenbrock nickt: „Deshalb gibt es in der Kirche viele Inklusionsgottesdienste. Da sind auch Rollstuhlfahrer dabei. Der Bedarf nach Verbesserungen ist also auch dafür groß“.

 

Kirchenbesucher können auch mit Rollator ganz nach vorne

 

Gehbehinderte Menschen waren bisher gezwungen, sich am Rand oder im hinteren Bereich des Gotteshauses Platz für ihre Rollatoren zu suchen. „Entweder wurden Gänge blockiert oder sie mussten ihre Rollatoren hinten abstellen und mühsam nach vorne kommen“, erklärt Maria Norrenbrock. „Für Rollstuhlfahrer blieb eben nur der schmale Gang vor der ersten Bankreihe.“ Auch für Messdiener sei es mitunter dort zu eng geworden.

Mit dem neuen Bereich sei es damit vorbei, sagt die pensionierte Hauptschullehrerin. „Alle haben jetzt nachhaltig einen würdigen Platz, von dem aus sie in der Feier des Gottesdienstes Gemeinschaft besser erfahren können.“ Zudem biete sich die kleine Fläche vor dem Altarraum auch als Aktionsfläche für besonders gestaltete Gottesdienste für Familien mit Kindern an.

 

Projekt für benachteiligte Jugendliche übernimmt Tischlerarbeiten

 

Die Tischlerarbeiten sind bereits abgeschlossen. Die Jugendwerkstatt „Sozialer Briefkasten“ des Sozialdienstes Katholischer Männer (SKM) hatte sie übernommen. Der bisher von Bänken besetzte und nun frei gewordene Bereich wird noch gefliest. Finanziell unterstützt wurde das Umgestaltungsprojekt auch vom Bischöflich Münsterschen Offizialat, das aus dem Fördertopf „Gute Idee“ für solche Vorhaben bis zu 3.000 Euro zur Verfügung stellt. Den Rest bringt der Gemeindeteil selbst mit Kollekten auf.

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