Vor St. Marien Delmenhorst steht ein Kunstautomat

Fromme Kunst statt Kippe: Automat bietet Originale aus der Schachtel

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Künstler wählen für Werbung auch ungewöhnliche Wege. Eine Agentur vertreibt bundesweit kleine Originale in Zigarettenschachteln aus alten Automaten. Vor der Kirche St. Marien Delmenhorst steht jetzt ein solcher Kunstautomat, bewusst auch mit religiösen Kunstwerken.

Ein Zigarettenautomat direkt vor oder gar in der Kirche – undenkbar. Die Gemeinde St. Marien Delmenhorst hat diesen Schritt jetzt gewagt, als erste katholische Gemeinde in ganz Deutschland. Aber es ist kein gewöhnlicher Zigarettenautomat. Denn er ist ausrangiert und statt mit Rauchwaren anders gefüllt: mit Kunst in Originalwerken im Format 8 mal 5 mal 2 Zentimeter. Vor der Kirche St. Marien liegt in zwei Fächern auch religiöse Kunst bereit.

Pastoralreferentin Marianne Etrich hatte vor einem Jahr von dem Projekt „Kunstautomaten“ der Agentur „Kunsttick“ in Potsdam gelesen. Von der Idee, originale Kunstwerke ohne den Umweg über Museen oder Galerien Menschen nahezubringen, war sie sofort begeistert. „Mit speziell religiöser Kunst konnte ich mir das vor unserer Pfarrkirche gut vorstellen“, erinnert sie sich heute. Denn die Schwelle, sich mit religiöser Kunst zu beschäftigen, sei so besonders niedrig.

 

Gemeinde bestimmt Gestaltung des Automaten mit

 

Die Einschränkungen während der Corona-Lockdowns sowie Verhandlungen in den Gremien der Gemeinde hatten das Aufstellen des Automaten verzögert; am 22. Juli hat die Agentur den Automaten nun vor der Marienkirche aufgestellt und mit den besonderen Schachteln gefüllt.

Die Gemeinde hatte auch Einfluss auf die Gestaltung des Automaten selbst; auf Wunsch von Marianne Etrich greift die äußere Form das Motiv des Fisches auf, ein Motiv, das sich auch an vielen Stellen der Bibel finde.

 

Gemeinde wählt zwei Themen selbst

 

Das Projekt „Kunstautomaten“ gibt der Gemeinde die Möglichkeit, die Themen von zwei Schächten des Automaten frei aus einem Katalog zu wählen. In Delmenhorst hat die Gemeinde „Arche Noah“ und „Garten Eden“ gewählt.

Dazu kommen Fächer mit Kunstwerken zu den Themen „Küste und Meer“, regionaler, überregionaler und internationaler Kunst. Insgesamt ist der Automat mit etwa 200 Schachteln gefüllt.

 

Vier Euro für ein Kunstwerk

 

Pastoralreferentin Marianne Etrich von St. Marien Delmenhorst. | Foto: radio 90.vier
Pastoralreferentin Marianne Etrich von St. Marien Delmenhorst. | Foto: radio 90.vier

Interessierte können sich für vier Euro eine Schachtel im üblichen Zigarettenformat ziehen; sie finden neben einem Kunstwerk auch einen Zettel mit Informationen und Kontaktdaten zum entsprechenden Künstler.

Der Pfarrgemeinde entstehen durch das Aufstellen des Automaten keine Kosten, Betrieb und Wartung übernimmt die Agentur. Ein Viertel der Einnahmen geht an die beteiligten Künstler.

 

300 Künstler in 250 Automaten

 

Insgesamt beteiligen sich an dem Projekt „Kunstautomat“ nach Auskunft des Betreibers mehr als 300 Kunstschaffende. Inzwischen sind bundesweit mehr als 250 Automaten aufgestellt. Sie finden sich vor Museen, in Einkaufsstraßen, auf Strandpromenaden oder in Restaurants.

Bisher stehen solche Kunstautomaten laut Agentur nur an vier evangelischen Kirchen: St. Martini in Minden, St. Martin und St. Maria in Kaiserslautern, Apostel Paulus in Berlin-Schöneberg und St. Laurentius in Schönberg (Kreis Nordwestmecklenburg), dort sogar im Innenraum der Kirche.

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