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Christen feiern Fronleichnam - gegen Gleichgültigkeit und rechte Irrwege

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An Fronleichnam zeigen Christen ihren Glauben in der Öffentlichkeit. Bischöfe wenden sich unter anderem gegen rechte Umtriebe.

 

Christen haben am Donnerstag das Fest Fronleichnam gefeiert – mit Prozessionen und Gottesdiensten unter freiem Himmel. Bischöfe in Deutschland erteilten in ihren Predigten unter anderem rechtsextremen Umtrieben eine Absage und wandten sich gegen eine „Religion der Gleichgültigen“. Papst Leo XIV. nimmt erst am Sonntag an der Fronleichnamsprozession in Rom teil; in Italien ist Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte laut Manuskript in einem Gottesdienst in Limburg, immer weniger Menschen sähen Glauben als Fundament und selbstverständliche Stütze für ihr persönliches Leben. Dies könne den Gläubigen nicht gleichgültig sein. „Denn die 'Religion der Gleichgültigen' führt auch in vielen anderen Bereichen zu Auflösung und Irrelevanz. Was einmal verloren gegangen ist, das gewinnt man nicht so leicht wieder – womöglich nie wieder“, so Bätzing.

Marx erschrocken von der Nachrichtenlage

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich erschrocken über die von Leid, Krieg und Gewalt geprägte Nachrichtenlage. „Ich erlebe das als Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes“, sagte er. Dabei erinnerte Marx an die ursprüngliche Idee und das Hoffnungspotenzial der europäischen Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg, die nun angesichts der Krisen und Herausforderungen ins Wanken geraten seien. Es dürfe nicht geschehen, dass „wir in den westlichen Nationen uns einmauern, und die Armen müssen draußen bleiben. Da waren wir schon mal weiter.“ Dennoch sei er kein Pessimist und setze darauf, dass die Menschen sich besinnen könnten, eine „Menschheitsfamilie“ zu sein.

In Köln eröffnete Erzbischof Rainer Maria Woelki mit einem Gottesdienst vor dem Dom ein viertägiges Glaubensfest. Woelki sagte unter anderem, Jesus stille den tiefen Hunger des Menschen nach Sinn, Glück und Liebe. Der Passauer Bischof Stefan Oster betonte, in einer immer stärker zerklüfteten Gesellschaft und einer Zeit der Kriege bräuchten die Menschen Verbundenheit und Frieden immer mehr.

Bischof Meier: Absage an menschenverachtende Ideen

Der Augsburger Bischof Bertram Meier wandte sich gegen rechtsextreme Umtriebe: „Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen“, sagte er laut Manuskript im Dom. „Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa.“ Meier appellierte an die Gläubigen: „Erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschenverachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollen.“

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl rief Christen auf, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Jede und jeder solle dem Vorbild Jesu folgen und sich selbst in die Not seines Nächsten hineinbegeben, sagte Gössl nach Angaben seiner Pressestelle. Auf diese Weise entstünden kleine Zellen gelebter Nähe und gegenseitiger Achtung, „in denen man sich gegenseitig im Blick hat“, und mit denen man zum Gelingen der großen Gemeinschaft beitragen könne.

Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie in einigen überwiegend katholischen Gemeinden in Sachsen und Thüringen.

 

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