Themenwoche „Was uns in der Kirche hält“ (5) - aus Münster

Für Ursula Fieber ist soziales Engagement der Kirche unverzichtbar

  • Ursula Fieber aus Münster-Nienberge hat nie an einen Kirchenaustritt gedacht.
  • Die pensionierte Lehrerin ist ehrenamtlich in der Kirchengemeinde aktiv.
  • Sie tritt unter anderem für die Rechte von Frauen in der Kirche ein.

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„Haben Sie jemals daran gedacht, aus der Kirche auszutreten?“ Die Antwort von Ursula Fieber kommt spontan und überzeugend: „Nie.“ Das Wort zum Einstieg in ein langes Gespräch mit einer engagierten Katholikin aus dem Münsteraner Stadtteil Nienberge, die immer mal wieder Grund gehabt hätte, der Kirche den Rücken zu kehren. „Aber dann könnte ich nichts verändern“, sagt die pensionierte Lehrerin.

Ursula Fieber wuchs auf dem Dorf in einem – wie sie es nennt – „traditionsbewusst katholischem Haus“ auf, aber nicht sehr streng. Sie muss heute noch schmunzeln, wenn sie daran denkt, dass ein Bruder zu Hause „Pastor spielte“, predigte und Paare „traute“. Natürlich machten die Geschwister und Nachbarskinder mit. Der Bruder entschied sich aber, ebenso wie Ursula, für den Lehrerberuf, auch der Vater war Lehrer und Schulleiter.

Früh erste Streitigkeiten mit dem Pfarrer

Maiandachten und die Christenlehre prägten die Schülerin in jungen Jahren. Als später die eigenen Kinder den Kindergarten besuchten, begann auch Ursula Fiebers Engagement in der Kirche – und es gab die ersten Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit. „Wir wollten die Kindergottesdienste kindgerecht gestalten, zum Beispiel mit modernen Liedern.“ Der damalige Pfarrer war damit allerdings nicht einverstanden. Ursula Fieber gab nicht auf, es dauerte allerdings einige Jahre, „bis die Gottesdienste für Kinder verständlich waren.“

Die Lehrerin lenkte ihr Engagement auf die Gremienarbeit, zunächst im Pfarrgemeinderat, dann im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Sebastian. Das war in den 1970er und 1980er Jahren. Dort waren auch schon einige Frauen aktiv, die durch den damaligen Pastor Waltermann ermuntert wurden, sich einzubringen. Eine Ausnahme in den in jener Zeit von Männern dominierten Gremien war es allerdings, als Ursula Fieber stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes wurde.

Einsatz für Diakonat für Frauen

Gab es damals Konflikte zwischen Frauen und Männer? „Nein“, sagt Ursula Fieber, jeder hat die Arbeit erledigt, die er gut konnte. Kritik wurde gemeinsam geäußert. Zum Beispiel daran, dass Geschiedene nicht in katholischen Einrichtungen arbeiten durften.

Der Einsatz für die Rechte von Frauen und vor allem für deren Gleichberechtigung in der katholischen Kirche prägte die Arbeit der Lehrerin in der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD), die sie zehn Jahre als Teamsprecherin leitete. „Frauen stehen mitten im Leben, also auch im kirchlichen Leben“, ist ihre Überzeugung. Und: „Wer sich engagiert, der kann etwas bewegen.“ Der Einsatz für das Diakonat für Frauen gehöre dazu. Frauen müssten Zugang zu allen Diensten und Ämtern erhalten. Nach ihren Erfahrungen sehen das auch immer mehr Männer ein. „Allerdings nicht die Verantwortlichen in den höheren Positionen.“ Rom sei nicht bereit, Änderungen herbeizuführen.

Soziales Engagement der Kirche unverzichtbar

Ganz wichtig ist für sie die Zusammenarbeit der beiden christlichen Kirchen. Ökumene müsse gelebt werden. In Nienberge ist das Alltag. Generell kritisch sieht die 80-Jährige mögliche Fusionen von Gemeinden zu noch größeren Pfarreien: „Gebilde, in denen sich die Menschen nicht kennen. Es ist doch die kleine, gewachsene Einheit, in der man sich kennt und zusammenarbeitet. Die direkten Kontakte gibt es nur vor Ort.“

Ihre Kritik gilt hauptsächlich der Amtskirche. Ursula Fieber ist davon überzeugt: „Wer in der Kirche mitmacht, der arbeitet für die Menschen und nicht für die Kirche“ Damit meint sie besonders das unverzichtbare soziale Engagement der Kirche. Das treibt sie weiter an, mit vielen Anderen, die ebenso denken. „Wenn ich der Kirche den Rücken kehren würde, dann gäbe ich die Hoffnung auf, dass sich Dinge verändern. Ich will aber, dass Kirche weiterkommt und auch die nächsten Generationen Kirche noch erleben, mitgestalten und mitbestimmen dürfen.“

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