Sandspiel-Therapeutin in Münster

Gabriele Beisenkötter gibt Lebensberatung mit Sandkasten

Gabriele Beisenkötter hilft Menschen in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster. Zu einer ihrer Therapie-Methoden gehören Mönche, Monster und Sandkästen.

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Wenn Gabriele Beisenkötter das Rollo des riesigen, weißen Regals in ihrem Arbeitszimmer öffnet, scheint auf engs­tem Raum die Welt vereint: Männer, Frauen, Feen stehen im Miniaturformat neben- und hintereinander, Kinder, Mönche, Strandkörbe, Krokodile, Affen, Donald Duck, Schloss Neuschwanstein und das Reichstagsgebäude. Wie viele Menschen, Pflanzen, Tiere und Häuser es insgesamt sind, weiß sie nicht. „Aber vierstellig wird die Zahl schon sein.“

Für die Beratung von Paaren und Einzelpersonen, die in schwierigen Lebenslagen zu ihr kommen, hat sie jedenfalls mehr als genug Material im Regal. Beisenkötter ist Psychologin, Psychotherapeutin und Sandspiel-Therapeutin. Sie arbeitet bei der Ehe-, Familien und Lebensberatung in Münster.

 

Das innere Kind

 

Sie ist es gewohnt, dass die Menschen beim Wort „Sandspiel-Therapeutin“ spontan an die Arbeit mit Kindern denken. Schließlich sind es die Jüngsten, die man erst einmal mit Sandkasten, Sandspielzeug und Sandburgen in Verbindung bringt. Schlimm findet die Psychologin das nicht – im Gegenteil. Wenn sie Erwachsene dazu ermuntert, sich mit Sand und Figuren auseinanderzusetzen, spürt sie, dass die meisten neugierig sind: „Es spricht unser inneres Kind an, das wir alle immer noch in uns tragen.“

Bei der Sandspiel-Therapie stellen die Klienten aus ­selbst­gewählten menschlichen Figuren, Bauwerken, Brücken, Pflanzen oder Tieren ein individuelles Bild zusammen. Grundlage ist ein etwa 70 mal 60 Zentimeter großer, flacher Sandkasten. Er hat die Höhe eines Tischchens. Zwei Sandkästen stehen in der Therapie zur Auswahl: einer mit feuchtem, formbarem Sand, ein weiterer mit trockenem.

 

Therapie wie im Tagtraum

 

Die Sandspiel-Therapie ist eine Methode, mit dem Bild eigene Empfindungen und Beziehungen auszudrücken, aber auch traumatische Erfahrungen oder unerfüllte Wünsche finden in dem freien und geschützten Raum der Beratung ihren Ausdruck. „Das geschieht intuitiv und schafft eine Verbindung zum eigenen Erleben“, beschreibt es die Expertin.

Gabriele Beisenkötter vor dem dicht mit Figuren bestückten Regal für die Sandspiel-Therapie. | Foto: Annette Saal
Gabriele Beisenkötter vor dem dicht mit Figuren bestückten Regal für die Sandspiel-Therapie. | Foto: Annette Saal

Es gehe darum, über das Bild in Kontakt zu sich selbst zu kommen. Dabei begleite sie als Therapeutin Veränderungs-Prozesse. Die Sandspiel-Therapie sei mit der Traum­arbeit verwandt: „Wenn der Klient das Bild baut, ist er in einer ähnlichen Verfassung wie in einem Tagtraum.“ Selbstverständlich steht nicht immer eine bestimmte Figur für eine bestimmte Eigenschaft, einen Wunsch oder ein Problem. Das wäre viel zu einfach gedacht.

 

Tier-Figuren stehen häufig für Emotionen

 

Dennoch gibt es bestimmte Figuren, die überdurchschnittlich viele Menschen mit einer Eigenschaft in Verbindung bringen. So steht die Figur einer Fee mit spitzem Hut oftmals für „die weise Frau“. Ein Haus kann Symbol für das „Ich“ sein, für das „grundlegende Inventar von menschlichen Gefühlen“. Die düsteren, schwarzen Figuren aus „Herr der Ringe“ können traumatische Gefühle ausdrücken. Und Tier-Figuren stehen häufig für Emotionen.

Schon der Entstehungsprozess des Bildes selbst ist für die Arbeit an den Problemen wichtig. Zum Beispiel beobachtet die Therapeutin bereits bei der Auswahl der Figuren vor dem großen Regal, wie Paare miteinander umgehen. Dann sind die Art und Weise, wie die Bilder entstehen und schließlich die fertigen Szenen Arbeitsansätze der Psychologin. „Ich verstehe die Bilder im Gespräch mit den Klienten“, beschreibt es Beisenkötter. „Wir holen die Dinge über das Gespräch in den bewussten Zustand.“ So wird es möglich, auch an unbewussten Konflikten zu arbeiten.

 

Der Erfolg einer Therapie

 

Der Erfolg einer Therapie zeige sich zum Beispiel, „wenn es Paaren gelingt, aus den Sandbildern der einzelnen Partner Gemeinsamkeiten aufzuspüren und in Form eines neuen, gemeinsamen Sandbildes zusammenzustellen“.

Doch bis dahin ist es oft ein langer Weg. Am Ende jeder Therapiestunde fotografiert Beisenkötter die Sandbilder, um den Prozess zu dokumentieren. Sie selbst ist es auch, die am Ende jeder Sitzung aufräumt und die Figuren ins Regal zurückstellt. Denn die Klienten sollen ihr Bild so in Erinnerung behalten, wie sie es selbst aufgebaut haben.

 

Co-Therapeuten im Miniatur-Format

 

Nicht zuletzt hat das eigenhändige Zurückstellen einen praktischen Aspekt: Die Therapeutin weiß am besten, wo alles hingehört. Zudem hat jede Figur nicht nur ihren festen Platz im Regal, sondern auch ihre eigene Geschichte. Kein Wunder, dass es eine solche Sammlung nicht fertig zu kaufen gibt.

Vier Fünftel der Sammlung gehören Beisenkötter privat. Den Grundstock bildete vor 20 Jahren der Nachlass einer Sandspiel-Therapeutin. Dann wurde es von Jahr zu Jahr mehr. Nach jedem Urlaub füllten sich die Regalbretter. Die Co-Therapeuten im Miniatur-Format kommen von Flohmärkten, aus Museen, von Souvenir-Ständen und aus Läden für Modelleisenbahnen. Manche Figuren hat die Therapeutin sogar extra im Hinblick auf bestimmte Klienten gekauft. „Die Sammlung bleibt lebendig“, sagt sie.

 

Sandspiel-Therapie hat internationale Sprache

 

Übrigens gebe es in den Therapiezimmern der Welt erstaunliche Gemeinsamkeiten, hat sie auf internationalen Kongressen festgestellt. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern drücken ihre Gefühle mit Bild-Anordnungen und Figuren aus, die einander ähneln. Die Psychologin deutet dies als eine Art „internationale Sprache“, die alle trotz verschiedener Herkunft verstehen. „Das Inventar, wie Menschen Themen verarbeiten, ist offenbar bei allen gleich.“

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