Pfarrer Ludger Ernsting will einladen und nicht ausgrenzen

Gastkirche Recklinghausen macht beim Christopher-Street-Day mit

Recklinghausen feiert an diesem Wochenende zum zweiten Mal den Christopher-Street-Day, und die katholische Gastkirche ist dabei. Pfarrer Ludger Ernsting erklärt, warum er mit Homosexuellen Gottesdienst feiert.

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Die Gastkirche in Recklinghausen liegt mitten in Recklinghausens Altstadt. Sie versteht sich als Angebot der katholischen City-Pastoral mit einer sozial-diakonischen offenen Tür und mit einer offenen Tür für spirituell suchende Menschen. Pfarrer Ludger Ernsting ist gemeinsam mit Schwester Judith Kohorst seelsorglicher Ansprechpartner der Gastkirche mit dem Gasthaus für nicht-sesshafte Menschen. Zum ersten Mal ist die Gastkirche an diesem Wochenende mit einem Gottesdienst beim Christopher-Street-Day dabei. 

Wie beteiligt sich die Gastkirche am zweiten Christopher-Street-Day in Recklinghausen?

Schon nach dem ersten Christopher-Street-Day im vergangen Jahr haben wir gesagt: Wir als Gastkirche greifen das auf, was die Menschen hier in Recklinghausen bewegt.

Pfarrer Ludger Ernsting.
Pfarrer Ludger Ernsting, Gastkirche Recklinghausen. | Foto: Johannes Bernard

Gemeinsam mit der Koordinatorin Rita Nowak und Markus Gutfleisch vom Verband „Homosexuelle und Kirche (HuK)“ werden wir am Samstag, 15. Juni, um 18 Uhr einen Dank-Gottesdienst gestalten. Das gesamt Programm ist diesmal wesentlich umfangreicher. Es gibt Lesungen, Konzerte und eben auch Gottesdienste.

Welches Thema hat der Gottesdienst?

„Ich bin Mensch zu 100 Prozent – egal wie man mich sieht“ lautet das Thema. Wir werden einen Erfahrungsaustausch anbieten, eine Bibelstelle teilen und mit einer Agapefeier ausklingen. Zu Beginn des Christopher-Street-Days gibt es einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Kirchplatz von St. Peter, am Freitag, 14. Juni, um 19 Uhr.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?

Schwer zu sagen, da die Gastkirche ein offenes Angebot ist. Alles zwischen 15 und 55 Teilnehmern ist möglich. Wobei für mich die Zahl kein Kriterium ist. Wir wollen die Ängste und Sorgen, Nöte und Freuden der Menschen teilen und darin Gottes Gemeinschaft sehen.

Wie wird das Angebot der Gastkirche wahrgenommen, auch vor dem Hintergrund, dass der Vatikan sich gerade Anfang der Woche kritisch über „Gender“- Fragen geäußert hat?

Ich schlage innerlich die Hände über dem Kopf zusammen. Sexuelle Identität sollte nicht unter dem Gesichtspunkt irgendeiner Ideologie stehen. Es gibt wichtigere gesellschaftliche Fragen, die wir in unserer Kirche zu regeln haben. Ich erlaube mir kein endgültiges Urteil zu dem Papier, da ich es noch nicht gelesen habe. Als Gastkirche und Ort der City-Pastoral Recklinghausen ist jeder Mensch willkommen. Egal ob reich oder arm, egal welcher sexuellen Orientierung. Wir wollen ein Ort der Einladung sein, nicht der Ausgrenzung. Das versuchen wir zu vermitteln und selbst mit Leben zu füllen. Die Menschen, die uns besuchen, dürfen und sollen sich selbst einbringen.

Der Christopher-Street-Day
Der Christopher-Street-Day (CSD) geht zurück auf die ersten bekannt gewordenen Widerstände homo-, bi- und transsexueller Menschen am 28. Juni 1969 gegen Diskriminierungen und gewalttätige Übergriffe in der New Yorker Christopher Street. In den Sommermonaten erinnern seither in vielen Städten weltweit ähnliche Demons­trationen, Paraden und Aktionen daran. Die größten CSDs in Deutschland sind die in Köln und Berlin.

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