Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ in Berlin eröffnet

Gauck: Unser Land ist ohne Reformation nicht denkbar

Bundespräsident Joachim Gauck hat die „Initialzündung“ der Reformation für die „heutige Gestalt unseres Gemeinwesens“ gewürdigt. Diese sei „ohne die christlichen Kirchen nicht denkbar. Und sie ist nicht denkbar ohne die Reformation.“

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Bundespräsident Joachim Gauck hat die „Initialzündung“ der Reformation für die „heutige Gestalt unseres Gemeinwesens“ gewürdigt. Diese sei „ohne die christlichen Kirchen nicht denkbar. Und sie ist nicht denkbar ohne die Reformation“, sagte Gauck am Montag (31.10.2016) bei einem Festakt „500 Jahre Reformation“.

Die Veranstaltung mit mehr als 1.000 Gästen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt bildete den staatlichen Auftakt für die einjährigen Feiern zum Reformationsgedenken. Zuvor hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit einem Gottesdienst in der Marienkirche die kirchlichen Feiern eröffnet.

 

„Ohne antikatholische Polemik“

 

Die Feststellung der prägenden Wirkung der Reformation komme „heute ohne jede antikatholische Polemik aus“, betonte der Bundespräsident. Die Zeiten, in denen sich Katholiken nicht als gleichwertig behandelt fühlen konnten, etwa im Kulturkampf im 19. Jahrhundert, seien „zum Glück vorbei“.

Das Christentum sei „durch die drei Feuer der Reformation, der Aufklärung und der Religionskritik gegangen“, betonte Gauck. Mit der Säkularisation und dem Ende der Volkskirche habe es einen hohen Preis bezahlt – aber sei in der Moderne angekommen, „jedenfalls zu großen Teilen“. Die Alternative zu kritisch reflektiertem Glauben könne „leicht zu Fundamentalismus führen“, meinte der Bundespräsident.

Als Beispiele für positive Folgen der Reformation nannte Gauck den „zentralen Begriff der Freiheit“, die Bindung des Einzelnen ans Gewissen und die „Kultur des Buches, des Wortes, der Schrift“. Dagegen sei „das wichtigste Wort der Reformation“, „Gnade“, heute vielleicht ein fremdes Wort. „Und dabei, so scheint mir, hätten wir gerade heute nichts so nötig wie Gnade“, sagte der Bundespräsident.

 

Bedford-Strohm: „Signal der Versöhnung“

 

Im vorangehenden Festgottesdienst sagte der Vorsitzende des Rats der EKD, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, das „Reformationsjubiläum“ sei „ein Signal der Versöhnung und des Aufbruchs“. Während des Gottesdienstes wurde der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, mit der Martin-Luther-Medaille der EKD für seine Ökumene-Verdienste ausgezeichnet.

Lehmann bezeichnete in seinen Dankesworten die Verleihung als „symbolträchtiges Ereignis“. Es zeige allen, „dass wir 2016/17 – bei aller Treue zu unserer Herkunft – dieses 'Jubiläum' mit anderen und neuen Akzenten begehen“.

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