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Kardinal Pierbattista Pizzaballa beschreibt die Lage in Gaza, wie und wo die Kirche hilft - und, warum eine Lösung so schwierig ist.
"Katastrophal" nennt der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, die Situation im Gaza-Streifen. Der erste Eindruck sei der eines verlassenen Landes; die Menschen lebten "mitten im Nichts und Nirgendwo", sagt der Kardinal dem TV-Sender "Welt".
"Man findet kilometerweit kein einziges stehendes Haus. Berge von Müll, dieser Geruch, weil das Abwassersystem nicht funktioniert." Pizzaballa besuchte den Gaza-Streifen mehrfach, rund 600 Christen leben noch dort, die meisten auf dem Gelände einer Kirche.
Kirche liefert Essen für 40.000 Menschen
Seine Kirche liefere derzeit Essen für rund 40.000 Menschen. Zudem versuche man, die christliche Gemeinde zu schützen, so gut es gehe. Pizzaballa ist als Lateinischer Patriarch verantwortlich für die Katholiken in Israel und den Palästinensergebieten.
Er hoffe, dass Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas bald Ergebnisse zeigten. Falls es scheitere, werde es "noch schlimmer als jetzt", so der Kardinal.
"Keine Vision in Israel"
Der israelischen Regierung warf er vor, keine Idee für die Zeit nach dem Krieg zu haben. "Palästinenser und Israelis werden weiter hier leben, sie brauchen eine Vision, sie brauchen einen Rahmen, um in diesem Land zu leben, einer in der Nähe des anderen." Allerdings gebe es auch sehr große Unterschiede bei den Positionen der Palästinenser, deren Gesellschaft zersplittert sei: "Das ist Teil des Problems."
Auslöser des jüngsten Nahost-Kriegs war der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem hunderte Menschen getötet und verschleppt wurden. Im Zug der zwischen den Konfliktparteien im Januar 2025 vereinbarten Waffenruhe waren mehrere von der Hamas entführte Israelis freigelassen worden.
Doch die Waffenruhe wurde im März gebrochen. Seither greift die israelische Armee die Hamas im Gaza-Streifen wieder an.