Spendenbox in Vechta wird häufig genutzt

Zwischen Not und Überfluss: Gemeinde-Caritas lädt zum Teilen ein

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Die einen wollen Platz im Vorrat schaffen, andere zu viel gekaufte Süßigkeiten loswerden. Oft genug landen die Sachen im Müll. Die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Vechta will das verhindern und hat eine Sammelbox aufgestellt, aus der Bedürftige sich anonym bedienen können. Zum Erntedankfest rühren die Organisatoren die Werbetrommel für das Projekt.

Montagmorgen um zehn Uhr liegt nur eine einsame Tüte Nudeln in der Plastikkiste. Aber Elsbeth Westendorf-Bröring geht davon aus, dass da bald wieder jemand etwas hineinlegt. „In letzter Zeit ist es wieder mehr geworden“, sagt sie: die Spenden von Menschen, die von dem Projekt „Geber-Nehmer-Box“ gehört haben.

Ostern 2023 hatte die Vechtaer St.-Mariä-Himmelfahrts-Pfarrei das Projekt gestartet, dessen Prinzip schnell erklärt ist. „Geben Sie hinein, was Sie im Überfluss haben“ steht auf dem Plakat über der Plastikkiste in einer Ecke im Foyer des Landes-Caritasverbands. Und daneben: „Nehmen Sie aus der Box heraus, was Sie benötigen.“

Fast täglich legen Menschen Lebensmittel in die Box

Seither legen fast täglich Menschen etwas von ihrem Überfluss hinein: Nudeln, Konserven oder Schokolade zum Beispiel. Und ebenso regelmäßig kommen andere vorbei und bedienen sich aus der Plastikkiste.

Elsbeth Westendorf-Bröring hatte besonders die Hilfe für Flüchtlinge vor Augen, als sie die Idee dazu den anderen im Caritas-Sozialausschuss der Gemeinde vorstellte, als unmittelbare Hilfe für Menschen, denen es am Nötigsten fehlt.

Teilen ist Grundgedanke des Projekts

Anfangs hatte sie es noch etwas anders geplant: „Die Idee war, einen eigenen Schrank in der Kirche oder unter dem Vordach des Bücherei-Eingangs aufzustellen“, erklärt sie. Aber dann hätte sich jeden Tag jemand um die Sammelstelle kümmern müssen, die letztlich im Foyer des Landes-Caritasverbands einen Platz gefunden hat.

Wer möchte, kann hineinlegen, was er übrig hat. „Teilen – das ist der Grundgedanke“, sagt Elsbeth Westendorf-Bröring. Die Konservendose, deren Inhalt man wohl nicht mehr selbst zubereiten wird, Nudeln, Mehl oder Haferflocken, die sonst vielleicht verderben würden. Aber auch Spenden, die man eigens kauft, um sie abzugeben.

Vechta: Nach Feiertagen kommt viel in die Spendenbox

„Gerade nach Feiertagen kommt viel herein“, erklärt die Leiterin des Caritas-Sozialausschusses. Zum Beispiel nach Weihnachten. Die pensionierte Lehrerin kennt das von sich selbst. „Man kauft für Besuche an den Festtagen oft viel zu viel ein. Jetzt kann ich davon hinterher hier etwas abgeben.“

Die Nutzung ist anonym. Niemand muss sich anmelden oder eine Verdienstbescheinigung vorlegen. Deshalb wissen die Organisatoren nicht viel über die Menschen, die sich aus der Box bedienen.

Nicht mehr als drei Teile auf einmal

„Wir wollen auch nicht wissen, wer das ist“, sagt Elsbeth Westendorf-Bröring. Die Organisatoren setzen auf Vertrauen. „Bitte nehmen Sie nicht mehr als 3 Teile aus der Box“ steht auf dem Deckel. Kontrolliert wird das aber nicht.

Mittlerweile gibt es eine Art „Filiale“ des Projekts in der Pfarrbücherei. „Dorthin kommen ja viele Menschen“, erklärt Elsbeth Westendorf-Bröring. In der Bücherei kann man Lebensmittel aber nur abgeben. Die werden dann in die Box beim Caritasverband gebracht.

Am Erntedankfest ist die Kollekte für das Projekt bestimmt

Das Projekt soll noch bekannter werden. Deshalb werden rund um das Erntedankfest zeitweise weitere „Geber-Boxen“ in den drei Kirchen der Stadt aufgestellt. „Teilen und Danken“ soll auch Thema in den Gottesdiensten sein, die Kollekte ist für das Projekt bestimmt und auch die Kindergärten der Stadt beteiligen sich an der Aktion.

Den Organisatorinnen und Organisatoren ist klar: So gut das Projekt gemeint ist – letztlich bleibt es nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. „Natürlich“, sagt Elsbeth Westendorf-Bröring und nickt. Warum sie sich trotzdem dafür einsetze? „Auch ein Tropfen auf den heißen Stein ist ein Tropfen. Menschen haben damit immerhin für einen Tag oder eine Woche zusätzliche Lebensmittel.“

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