Weihbischof Dieter Geerlings sprach es bei der Trauerfeier

Gebet für die Absturzopfer von Haltern: „Gott, wo warst du?“

Bei einer Trauerfeier für die Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern, die beim Germanwings-Absturz ums Leben kamen, hat Weihbischof Dieter Geerlings ein selbst verfasstes Gebet gesprochen.

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Weihbischof Dieter Geerlings hat am Mittwoch an einer Trauerfeier für die Schülerinnen, Schüler und Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern teilgenommen, die tags zuvor beim Absturz eines Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen ums Leben gekommen waren. Der Weihbischof sprach ein selbst verfasstes, bewegendes Gebet, das „Kirche+Leben“ dokumentiert:

Da sind wir. Da bin ich.
Gestern noch voll von Zukunft, von Leben.
Und jetzt voll von Entsetzen, ohne innere Sprache,
ohnmächtig, voll von Trauer – der Tod.
Wer von uns ist nicht aus der Fassung geraten?
Fassungslos?

Die Gedanken bei den Eltern und Geschwistern, den Familien,
ihr unvorstellbares Leid über den Tod ihrer Kinder, der Angehörigen.
Wo am Morgen noch alles so gut war.

Die Gedanken bei den Mitschülern, die abgestürzt sind,
bei all denen, die ums Leben gekommen sind,
bei den Lehrerinnen, den Kollegen.
Das Gemeinsame, das Verbindende mit ihnen
ist plötzlich abgebrochen,
weg
zu Hause, in der Klasse,
die Freundschaften, Gespräche und, und ...

Wohin mit unserem Entsetzen,
dem Leid,
der Fassungslosigkeit
– und auch mit der inneren Empörung,
der Klage, Anklage?
Gott?!

Gott, es fällt schwer, deinen Namen zu nennen.
„Ich bin da“, bedeutet er.
Aber wo warst du,
bist du jetzt?
Du scheinst so weit weg.

Warum, o Gott,
dieses Leid der Eltern,
das Ende dieser jungen Menschen,
unserer Mitschüler und Lehrerinnen,
das Leben voller Hoffnung?
Ist das dein Wille,
Gott?

Gott, du Unfassbarer,
hörst du unsere, meine Klage?
Wie ohnmächtig sind wir!
Und du?

Gott, wir haben Lichter entzündet.
Lass sie keine Lichter der Illusion sein,
die einfach wieder verlöschen wie das Leben.
Lass sie Lichter deines Lebens werden
durch unsere Tränen hindurch,
für jeden einzelnen Toten.

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