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Im Trubel des Alltags kommt bei Kirche-Leben-Praktikantin Hannah Lingnau aus Münster das Gebet schnell zu kurz. Sie war eine Woche in Taizé und versucht nun die äußeren Faktoren anzupassen.
Vor kurzem habe ich mich mit der Frage, wie sich das regelmäßige Gebet in mein Leben integrieren lässt, im Gepäck auf den Weg nach Taizé gemacht. Nach einem ereignisreichen Semester – ich studiere Katholische Theologie – war mein Bedürfnis nach Gebet und innerer Ruhe groß, denn wie so häufig ist im Trubel des Alltags das regelmäßige Gebet weggefallen.
Immer wieder muss ich feststellen, dass die Idealvorstellung von meiner Glaubenspraxis mit der Realität kollidiert. Von mehreren Gebetszeiten in der eigens dafür eingerichteten Gebetsecke, Tischgebeten und Teilnahme an Liturgie bleibt häufig nur der wöchentliche Messbesuch übrig – wenn überhaupt.
Erfahrungen aus Taizé
Themenwoche „Die Kraft des Gebets“
Das Gebet gehört für viele Christen zum Alltag. Doch die Ausdrucksformen sind sehr unterschiedlich. Kirche+Leben stellt sieben Menschen vor, denen das Beten ein wichtiges Anliegen ist.
Über die Jahre habe ich gelernt, in Gebetsflauten den Druck rauszunehmen, zur Ruhe zu kommen, mich zu sortieren und auch niederschwelligere Gebetsformen, wie Spaziergänge in der Natur und sakrale Musik, wertschätzen zu können. Dieser Reset ist auch innerhalb des Alltags möglich, aber leichter fällt es mir im Rahmen von Exerzitien oder Besinnungstagen.
Dafür ist Taizé genau der richtige Ort. Ich habe die ersten Tage dort bewusst genutzt, um in Ruhe einen Zugang zu finden und mir bewusst zu machen, wie ich meine Gottesbeziehung und mein Gebetsleben gestalten möchte. Hilfreich waren auch die Worte des Ordensbruders, der meine täglichen Bibeleinführungen gehalten hat. Er wies darauf hin, dass die Initiative von Gott ausgeht. Er kommt auf mich zu, ist da und bleibt da. Er streckt die Hand aus und ich kann sie nehmen, wenn ich das möchte und dazu bereit bin.
Die Sehnsucht nach Gebet
Am nächsten Tag fügte der Bruder hinzu, dass die Sehnsucht nach Gebet und einer engen Gottesbeziehung der wichtigste Schritt ist, um zurück zu einer Gebetspraxis zu kommen. Statt mir Vorwürfe zu machen, dass eine regelmäßige Gebetszeit in meinem Münsteraner Alltag nicht vorkommt, sei eine wertschätzende Haltung gegenüber dem Bedürfnis viel wichtiger. Im Laufe der Woche konnte ich daraufhin sehr befreit beten und wieder einen guten Zugang zur Gebetspraxis erlangen.
Die Sorge, an eine so intensive Woche nicht entsprechend anknüpfen zu können, ist berechtigt. Damit ich auch langfristig von der Zeit mit Gott profitiere und eine regelmäßigere Gebetspraxis einrichten kann, versuche ich nun die äußeren Faktoren anzupassen. Zum Beispiel gestalte ich die Gebetsecke in meinem Wohnheimzimmer neu und versuche das Handy abends früher wegzulegen, um Zeit für ein Abendgebet zu haben.
Vielfalt im Glaubensleben
Darüber hinaus versuche ich mein Gebetsleben in Münster wieder vielfältiger zu gestalten, weil ich gemerkt habe, dass mir Abwechslung guttut. Wenn sich ein persönliches Gebet im Zimmer nicht richtig anfühlt, kann auch ein Taizé-Gebet oder ein Mittagsimpuls mit Orgelmusik eine schöne Möglichkeit sein, um regelmäßig im Kontakt mit Gott zu stehen.