Themenwoche „Die Kraft des Gebets“ (2) - aus Lüdinghausen

Kerstin Bley zum Gebet: „Ich schätze die poetische Sprache der Psalmen“

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Psalmen und die Friedensgebete der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) haben es Kerstin Bley aus Lüdinghausen im Kreis Coesfeld angetan. Über Bittgebete hat sie eine klare Meinung.

Vor einiger Zeit wurde ich in einem geistlichen Gespräch gefragt, ob und wenn ja, wie oft ich denn beten würde. Da musste ich erst einmal darüber nachdenken. Auswendig gelernte Gebete zu bestimmten Tageszeiten aufsagen tue ich jedenfalls nicht. Und das Beten vor dem Mittagessen in der Familie ist irgendwie auch eingeschlafen, nachdem die Kinder älter und ein gemeinsames Gebet für sie nicht mehr zeitgemäß war.

Also bete ich gar nicht mehr? Aber was tue ich dann, wenn ich auf dem Heimweg von einer besonderen Begegnung bin, die Stille und Weite der Natur genieße oder die Magie eines Bauwerkes auf mich wirken lasse und ich vor Staunen und Dankbarkeit über diese Erfahrung überlaufe?

Meine Gedanken an Gott gerichtet

Themenwoche „Die Kraft des Gebets“
Das Gebet gehört für viele Christen zum Alltag. Doch die Ausdrucksformen sind sehr unterschiedlich. Kirche+Leben stellt sieben Menschen vor, denen das Beten ein wichtiges Anliegen ist.

Ich richte meine Gedanken an Gott und bin dankbar, dass ich all diese Erfahrungen machen durfte. Sind das nicht vielleicht „stille“ Gebete? Neben diesen persönlichen Zwiesprachen mit Gott bin ich auch gern in spiritueller Gemeinschaft.

Zum Beispiel im Gottesdienst, wo meist die vor langer Zeit erlernten Gebete gesprochen oder gesungen werden, in die ich wie in ein Ritual eintauchen kann, die Verlässlichkeit und Vertrautheit darstellen, durch die ich eine Verbundenheit auch mit fremden Menschen spüren kann, weil wir alle in der gleichen Sprache sprechen und alle an den einen Gott glauben.

Stundengebete in den Klöstern liebgewonnen

Am liebsten aber bete ich die Stundengebete, zum Beispiel wenn ich in Klöstern zu Gast bin. Die poetische Sprache der Psalmen, deren vielfältiger Inhalt mit Lob, Bitten, Dank und Klagen alle Situationen des Lebens widerspiegeln, sowie die Gebetsform, nämlich die Verse im Wechsel zu singen oder zu sprechen, bringen für mich in besonderer Weise die Bedeutung von Gebet zum Ausdruck: persönliches oder gemeinschaftliches Gespräch mit Gott. Auf diese Weise zu beten, gibt mir inneren Frieden und Ausgeglichenheit.

Was mir dagegen immer schon schwergefallen ist, sind sogenannte Bittgebete. Vielleicht weil ich Gott nicht als einen Wünsche-Erfüller für uns Menschen sehe. Und dennoch habe ich, seitdem ich die Friedensgebete der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands kennengelernt habe, deren Anliegen gerade in den letzten Jahren wieder so aktuell und konkret geworden sind, etwas von dieser Kraft gespürt, die auch von diesen Gebeten ausgeht.

Frauen solidarisieren sich mit Frauen und bitten um den Frieden in der Welt, aber vor allem für den Frieden in den Herzen der Menschen. Und sie setzen mit diesem gemeinsamen Gebet ein Zeichen für gewaltfreie Stärke und Solidarität.

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