Orangen-Kleinbauern werben für Nachhaltigkeit

Gegen Billiglöhne und Ausbeutung - wie fairer O-Saft in Brasilien wirkt

  • Orangen-Arbeiter in Brasilien und Italien haben oft mit Billiglöhnen zu kämpfen.
  • Zu einer Informationsveranstaltung hatte die Christliche Initiative Romero nach Münster eingeladen.
  • Dabei im Fokus: Verbraucher können die Arbeitsbedingungen der Arbeiter beeinflussen.

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Zu einer „Reise nach Brasilien“ hatte die münstersche Romero Initiative (CIR) gemeinsam mit der Pfarrei Heilig Kreuz und der „Fair Handelsgesellschaft“ ins Pfarrzentrum Dreifaltigkeit in Münster eingeladen. Dort stellten Orangen-Kleinbauern aus dem südamerikanischen Land ihre Arbeit, vor allem aber ihren Kampf gegen Konzerne, den Klimawandel und die Ausbeutung der Arbeitskräfte vor.

Zwei Simultan-Dolmetscherinnen sorgten dafür, dass die zahlreichen portugiesischen Beiträge auch den deutschen Teilnehmenden die schwierige Lebenssituation der kleinen und mittleren Produzenten unmittelbar vor Augen geführt wurde.

Auch in Italien werden Arbeiter ausgebeutet

Dass sich die Bedingungen bei der Orangen-Produktion in Brasilien nicht allzu sehr von denen in Italien unterscheiden, zeigte der einleitende Bericht von Katja Breyer, die im Projekt „SOS Rosarno“ der evangelischen Kirche von Westfalen mit Unterstützung auch vom Bistum Münster mitarbeitet. Der Verein, der sich an der „Stiefelspitze“ Italiens aus Landwirten, Tagelöhnern und Aktivisten gründete, bietet einen Direktvertrieb von fair und ökologisch produziertem Obst und Gemüse an, sodass der Zwischenhandel ausgeschaltet und ein angemessener Preis erzielt werden kann.

Die Initiative beliefert zum Beispiel kleine Bioläden oder auch – wie in der Pfarrei Heilig Kreuz – engagierte Verbraucher und Verbraucherinnen mehrmals im Jahr. „Süß statt bitter“, so das Motto. Katja Breyer berichtete daneben aber auch über das Leid und die Ausbeutung von rund 2.500 vorwiegend afrikanischen Wanderarbeitern, die als Geflüchtete nach Italien kamen und unter unwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen: Die niedrigen Preise der abnehmenden Supermarktketten lassen nur Billiglöhne zu.

Konzerne diktieren den Apfelsinen-Preis

Mitglieder der Agrar-Delegation aus Brasilien
Sie berichteten hautnah über die Lage ihrer Familien- und Kleinbetriebe im Nordosten Brasiliens: Die Mitglieder der Agrar-Delegation hatten viel zu erzählen. | Foto: Heike Hänscheid

Was alles hinter dem Schluck Orangensaft am deutschen Frühstückstisch steckt, wurde den Gästen dann deutlich, als die Vertreterinnen und Vertreter von Produktionsgenossenschaften aus dem Nordosten Brasiliens vom Alltag des Orangen-Anbaus und der Vermarktung berichteten.

Rund 50 Millionen Tonnen Apfelsinen werden weltweit jährlich produziert, aus Brasilien kommt rund ein Drittel dieser Früchte, die zu Saft, Konzentrat und anderen Produkten verarbeitet werden. Gerade die Familienbetriebe und mittelgroßen Produzenten erhalten beim Verkauf ihrer in Handarbeit geernteten Früchte nur geringe Preise – die drei großen Safthersteller-Konzerne in Brasilien diktieren diese, die oft nicht einmal die Produktionskosten decken oder gerechte Löhne ermöglichen.

Direktvertrieb kann Löhne verbessern

Andréa Morales Barros von der Romero-Initiative: „Mit der Einladung an diese 14 Kleinbauern und Vertreter und Vertreterinnen von Genossenschaften für fairen Orangen-Saft möchten wir versuchen, die Marktposition der Familienbetriebe und der Vereinigungen zu stärken und für Vernetzungen nach Deutschland sorgen“. Die brasilianischen Gäste waren deshalb zuvor auch in Kooperation mit der Stadt Münster zu einem Fachgespräch mit kommunalen Einkäufern zusammengetroffen, um Möglichkeiten für den Direktvertrieb von fair gehandeltem Orangensaft auszuloten.

Was die Genossenschaften für ihre Mitglieder leisten, klang vielversprechend: Sie kümmern sich um breitere Vertriebsmöglichkeiten, sorgen für Fortbildungen und organisieren Besuche und Austausche, um voneinander zu lernen. Vor allem die Klimaveränderungen – die Nachwirkungen der durch eine starke Dürre im Jahr 2019 weitgehend ausgefallenen Ernte zeigen sich noch heute – verlangen Reaktionen. So wird in Projekten mit Forschern nach Bäumen gesucht, die weniger anfällig sind gegen Wassermangel, oder auch nach Stickstoff bindenden Pflanzen, die als Bio-Düngemittel einzusetzen sind. Und auch der politische Einsatz gegen Menschenrechtsverletzungen und für gerechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen ist den Mitgliedern der Genossenschaften wichtig.

Fair und nachhaltig: Verbraucher haben die Wahl

Dass die deutschen Verbraucher durchaus die Wahl für den Einkauf von fair und nachhaltig produziertem Orangensaft haben, auch das kam zur Sprache, ehe die Gäste italienische Orangen und brasilianischen Orangensaft kosten konnten. Entsprechende Produkte mit Gütesiegeln wie Fairtrade, Gepa oder Rainforest Alliance sorgen direkt für bessere Preise für die Kleinproduzenten und stärken die Bio-Landwirtschaft.

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