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Die Pandemie hat die Arbeit von katholischen Hilfswerken und christlichen Handelshäusern grundlegend verändert. Die Veränderungen hierzulande seien gut zu handhaben, doch im globalen Süden seien die Auswirkungen gravierend. „Kirche-und-Leben.de“ hat bei Misereor, Missio Aachen und dem Handelshaus Gepa nachgefragt.
Misereor: Impfskepsis auch in Afrika
Corona hat das Aachener Hilfswerk vor neue Herausforderungen gestellt. „Es hat sich sehr viel bei der Art der Zusammenarbeit geändert“, berichtet Maria Klatte, zuständig für Projekte im Nahen Osten und Afrika. Seit März 2020 gab es keine Reisen mehr zu den lokalen Partnerorganisationen. Videokonferenzen und Telefonate sorgten dafür, dass überhaupt Kontakt gehalten werden konnte. „Doch wir vermissen das Direkte“, gibt Klatte zu.
Dafür gewannen sogenannte Dialog- und Verbindungsstellen – acht sind es im Nahen Osten und Afrika – an Bedeutung, um die Partner zu beraten und die Verwendung der Finanzmittel zu überprüfen. Denn die Projekte liefen weiter, neue kamen hinzu. Insbesondere die Gesundheitsförderung geriet in den Fokus von Misereor. „In Ländern wie dem Kongo, Tschad, Kamerun und dem Südsudan ist der Staat nicht in der Lage zu helfen“, sagt Klatte.
Es gehe um Schutz und Aufklärung der Menschen. Viele Gesundheits- und Pflegekräfte seien im Lauf der Pandemie gestorben. Es fehlten Masken, Schutzmaterial und Isoliermöglichkeiten. An vielen Orten stieg Misereor in die Beschaffung dieser Materialien mit ein. In Zeiten des Lockdowns fehlten teilweise auch Grundnahrungsmittel, weil die Menschen nicht arbeiten konnten. Gleichzeitig gebe es, so Klatte, auch in Afrika eine gewisse Impfskepsis. Die Impfquote sei in Afrika extrem niedrig. Hier arbeite man mit religiösen Führern zusammen, um für eine Corona-Impfung zu werben.
Was das Spendenaufkommen in Deutschland angeht, sei Misereor bislang gut durch die Pandemie gekommen. Die Fastenaktion habe gut funktioniert. Die großen Online-Kampagnen führten sogar dazu, dass das Spendenvolumen von 57 auf 66,9 Millionen Euro gesteigert werden konnte.
Missio Aachen: 80 Corona-Projekte in 30 Ländern
Der Klimawandel macht sich in Tunesien mit langen Trockenperioden bemerkbar. So sind zum Beispiel die Datteln von GEPA-Handelspartner Beni Ghreb nicht mehr so saftig wie früher. In ihrer ursprünglichen Form können die Früchte oft nicht mehr in vollem Umfang auf den Markt gebracht werden. Fein gemahlen hingegen erweitern sie die Absatzchancen und sorgen für eine aromatische Süße – so wie in der neuen GEPA-Klimaschokolade #Choco4Change Vegan. | Foto: Beni Ghreb
Die direkten Kontakte fehlen auch den Mitarbeitenden des Missionswerks Missio Aachen, sagt Pressesprecher Johannes Seibel. Ende Januar sei wieder eine Reise nach Kenia geplant, aber nur, wenn die Corona-Lage es zulasse. Alle seien sehr vorsichtig, betont Seibel.
In Deutschland habe Missio die Pandemie gut bewältigt. Ein habe einen deutlichen Digitalisierungsschub gegeben, der den Wechsel zwischen Homeoffice und Büro ermöglicht. Mit Videokonferenzen hält das Missionswerk Kontakt zu den Partnern in Afrika, Asien und Ozeanien. Auf digitale Weise war es den Ortskirchen im globalen Süden auch weiter möglich, Projektanträge einzureichen.
Immer wieder stellte das Aachener Werk Soforthilfen für die kirchlichen Partner bereit. Lebensmittel und Hygieneartikel wurden beschafft, Aufklärungsarbeit in Sachen Corona geleistet. „Wir haben 80 Corona-Projekte in 30 Ländern mit etwa 1,5 Millionen Euro unterstützt“, fasst Seibel zusammen.
Dabei sei Aufklärung ein wichtiger Teil der kirchlichen Arbeit. Impfgegner gebe es auch im globalen Süden – da stimmt Seibel Maria Klatte zu. Die Missio-Partner haben Aufklärung betrieben. Ein positives Beispiel sei Erzbischof Stephen Mamza aus Nigeria. Er erkrankte an Covid-19, überstand die Infektion und ließ sich öffentlichkeitswirksam impfen. Doch nicht immer ging es so glimpflich aus. Man habe bekannte Bischöfe, Priester und Laien durch die Pandemie verloren, stellt Seibel klar.
Beim Spendenaufkommen kann Seibel Ähnliches berichten wie die Kollegin von Misereor. Beim Weltmissionssonntag sei die Kollekte leicht rückläufig gewesen. 2020 wurden 3,4 Millionen Euro eingesammelt, 2019 waren es noch 3,53 Millionen Euro. Doch profitierte man von der insgesamt hohen Spendenbereitschaft in der Bevölkerung.
Gepa: Starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit
Beim Fair-Handels-Haus Gepa in Wuppertal hatte die Pandemie gravierende Auswirkungen. So sei der Außer-Haus-Verkauf durch die Lockdowns stark eingebrochen. Bildungseinrichtungen, Kantinen und Krankenhäuser nahmen fast keine Waren mehr ab, berichtet Pressesprecherin Brigitte Frommeyer. Von 2019 auf 2020 brach der Umsatz in diesem Segment um mehr als ein Drittel ein.
Doch Gepa profitierte vom stärkeren Bewusstsein der Konsumenten für Nachhaltigkeit, so Frommeyer. In den Lebensmittelmärkten stieg der Umsatz im gleichen Zeitraum um 15 Prozent. Diese Sparte machte 2020 etwa 45 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Hohe Wachstumsraten erzielte auch der Online-Shop.
Der faire Handel sei für die Handelspartner im globalen Süden elementar wichtig, um sowohl die Corona-Krise als auch die Klima-Krise zu überstehen. „Die elementare Grundlage für Klimagerechtigkeit ist für uns Handelsgerechtigkeit“, erklärte Gepa-Geschäftsführer Peter Schaumberger bei der letzten Jahres-Pressekonferenz. In der Pandemie wurde mit dem Gesellschafter Misereor zum Beispiel Soforthilfe geleistet, um die Handelspartner bei der Bewältigung der Krise zu unterstützen.