Pfarreirat und Pfarrer unterstützen Aktion / Übergabe an Bischof Genn in Münster geplant

Gegen Segnungsverbot - Olfener Messdiener sammeln über 350 Unterschriften

  • Mit einer Unterschriftenaktion setzen Messdiener aus Olfen und Vinnum ein Zeichen gegen das vatikanische Verbot von Segnungen homosexueller Paare.
  • Für die Aktion erhalten die beiden Initiatoren eine breite Rückendeckung aus der Gemeinde.
  • Eine Übergabe der Unterschriften an Bischof Felix Genn ist geplant.

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Mit dem Verbot von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare durch die römische Glaubenskongregation war Messdienerleiter Vincent Eichorn so gar nicht einverstanden: „Als ich das über die Medien mitbekommen habe, war ich empört.“

Inspiriert von der Aktion der Pfarrgemeinde in Warendorf, die eine Regenbogenfahne aus Solidarität mit der LGTB+-Community am Kirchturm hisste, tickerten Vincent Eichorn (21) und Hannah Nittka (19) die Gruppenleiter und langjährigen Messdiener an und baten um Rückmeldung, ob das auch in Olfen und Vinnum (Kreis Coesfeld) infrage käme: „Innerhalb von vier Stunden hatten wir unfassbar viel Zuspruch. 65 Rückmeldungen, auch von Leuten, die schon länger nicht mehr aktiv sind, wollten auch eine Flagge hissen“, schildert Hannah Nittka in einem Videogespräch mit „Kirche-und-Leben.de“.

 

„Wer, wenn nicht wir haben ein Mitspracherecht?“

 

Das war der Start für die Unterschriftenaktion gegen das Segnungsverbot. Der Biologie-Student und die Lehramtsstudentin sind sich einig: „Wer, wenn nicht wir als aktive Gemeindemitglieder und Zukunft der Kirche haben ein Mitspracherecht?“ Die stummen Messdiener, die treu am Altar stehen: Ein Bild, ein Ausschnitt, der nicht die Vielfalt hinter diesem Dienst zeigt, findet Hannah Nittka: „Wir sind eine starke Gemeinschaft aus 150 Jugendlichen und Kindern!“

Gemeinsam mit dem Pfarreirat verfassten sie einen Brief  und sammelten Unterschriften in der Gemeinde. Darin heißt es: „Wir gehen … davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert ist als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares.“

 

Pfarreirat: Kirche muss sich weiterentwickeln

 

6.700 Mitglieder stark ist die Olfener Gemeinde: „Noch“, merkt Helga Eckmann vom Pfarreirat trocken an. Kirchenaustritte gebe es auch hier. „Deswegen finde ich die Aktion so wichtig, dass junge Menschen aus der Gemeinde heraus sich aktiv für Veränderung einsetzen. Kirche muss sich weiter entwickeln, den aktuellen Themen stellen und für die Menschen da sein.“

Die beiden Messdiener suchten für die Unterschriftenaktion das Gespräch mit ihrem Pfarrer Ulrich Franke: „Ich habe mich richtig gefreut, als die beiden mit ihrem Anliegen auf mich zu kamen. Messdienerinnen und Messdiener aus unserer Pfarrei haben ein Empfinden für Diskriminierung und starten diese Aktion aus eigenem Antrieb – toll!“

Er habe schon vorher seine Unterschrift unter den bundesweiten Aufruf gesetzt, der auch von einigen Priestern des Bistums Münster initiiert wurde. Rund 2.600 Seelsorgerinne und Seelsorger haben sich bislang gegen das Nein aus dem Vatikan zur Segnung schwuler und lesbischer Paare ausgesprochen.

 

Mit Kritikern im Gespräch bleiben

 

„Uns ist es wichtig, mit Kritikern im Austausch zu bleiben“, macht Vincent Eichhorn deutlich. Er wurde auf die Erläuterungen zum vatikanischen Dekret angesprochen, die auch die positiven Elemente homosexueller Partnerschaften betont. Doch er bleibt dabei: „Es ist immer noch eine andere Wertigkeit, zu sagen: Okay, du bist willkommen, aber segnen möchte ich trotzdem nicht.“ Er habe diesen Teil im Schriftstück als Besänftigung wahrgenommen.

Pfarrer Ulrich Franke möchte mit einer kleinen Delegation die gesammelten Unterschiften der Messdienerinnen und Messdiener und einen Brief der Gemeinde St. Vitus Bischof an Felix Genn überreichen. Zurzeit werde dazu ein Termin gesucht.

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