Im Museum Relígio noch bis zum 29. August zu sehen

"Geld und Glaube": Ausstellung in Telgte über ein schwieriges Verhältnis

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"Relígio", das Westfälische Museum für religiöse Kultur in Telgte, widmet sich dem "schnöden Mammon", dem Geld. In der aktuellen Ausstellung werden verschiedene Aspekte des Zusammenspiels von Geld und Glaube im Judentum, Christentum und Islam gezeigt.

Geld und Glaube - passt das zusammen? Immerhin sagt die Bibel, eher gehe ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel komme. Und wenn der Teufel die Menschen zum Bösen verführen will, dann lockt er nicht selten mit Geld. Zahlreiche Darstellungen quer durch die Jahrhunderte beschäftigen sich mit dem Thema.

Eine davon ist der kolorierte Holzschnitt "Les Vérités Du Jour, Ou: Le Grand Diable D'Argent" ("Die Wahrheiten des Tages, oder: Der große Silberteufel") von 1880, der Bürgerschaft und Kirchenvertreter zeigt, wie sie beim Teufel um Silbermünzen buhlen. Der Bilderbogen aus der französischen Druckwerkstatt Pellerin ist eines von über 160 Exponaten in der Ausstellung "Geld und Glaube" im Museum "Relígio" in Telgte, die bis zu 29. August besucht werden kann.

 

Drei Religionen besonders im Blick

 

„Les Vérités Du Jour, Ou Le Grand Diable D’Argent“
Der Holzschnitt „Les Vérités Du Jour, Ou: Le Grand Diable D’Argent“ | Foto: Stephan Kube (Museum Religio)

"Wir verfolgen einen kulturhistorischen Ansatz, um das Verhältnis von Geld und Glaube von der Antike bis heute auszuloten", erläutert Kuratorin Malin Drees das Ausstellungskonzept. Im Mittelpunkt stehen dabei Judentum, Christentum und Islam.

So fänden sich bereits in den heiligen Schriften der drei Religionen entsprechende Anleitungen, die bis heute Einfluss auf die Glaubenspraxis haben. Wohltätigkeit beispielsweise, sei es in Form von Spenden oder von Sammlungen, wird in der Tora, in der Bibel und im Koran als wichtiges Element der Gemeinschaft hervorgehoben.

 

Fünf Ausstellungsbereiche

 

Auch Regeln zum Zinsverbot finden sich in allen drei Schriften. Die Ausstellung zeigt die entsprechenden Stellen, unter anderem in einem Faksimile der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel von 1456.

Gegliedert ist die Schau in die Themenbereiche Glaubenslehre, Glaubenspraxis, Volksglaube und Jenseitsglaube. Eine fünfte Abteilung widmet sich dem Münzgeld. So haben die Menschen in der griechischen und römischen Antike schon damit angefangen, Götterbilder auf Münzen zu prägen.

 

Sammelbüchsen und "digitaler Klingelbeutel"

 

Sammeldosen des Jüdischen Nationalfonds.
Sammeldosen des Jüdischen Nationalfonds, links ca. 1910, rechts 2010. | Foto: Thomas Ridder (Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten)

"Religiöse Darstellungen auf Geld finden sich bis heute, wobei bestimmten Münzen und Medaillen eine wundertätige Wirkung nachgesagt wurde", sagt Drees und verweist auf einen Pesttaler aus dem frühen 16. Jahrhundert. Mit einer Kette oder einem Band nah am Körper getragen sollte er vor Ansteckung schützen.

Für die Ausstellung hat das Museums-Team zudem Sammelbüchsen aus verschiedenen Epochen zusammengetragen. Das Spektrum reicht von einer hölzernen Dose für Missionare, die als Nilpferd ausgeführt ist, bis hin zum modernen "digitalen Klingelbeutel", bei dem der Spender nur seine EC-Karte an den Sensor halten muss.

 

Der Tod und das Geld

 

Ein besonderes Stück ist eine 120 Jahre alte Spendendose in Form einer Kirche. Sie wurde aus Blech gefertigt und verfügt zusätzlich über einen Mechanismus, mit dem man die Spitze von Zigarren abschneiden kann.

In der Abteilung "Geld und Jenseitsglaube" geht es darum, welche Rolle Geld beim Tod eines Menschen spielt. Der Kupferstich "Totentanz" von 1725 soll etwa verdeutlichen, dass Besitz auf Erden keinen Vorteil im ewigen Leben bringt.

 

Aktuell Besuch ohne Test und Anmeldung möglich

 

Anders ein umfangreicher Ablassbrief aus der gleichen Zeit, der dem Käufer Gnade im Jenseits sichern soll. In chinesischen Kulturkreisen hat sich dagegen bis heute der Brauch des sogenannten Totengeldes gehalten. Es wird den Verstorbenen als Grabbeigabe mitgegeben oder verbrannt, damit sie auch im Jenseits noch über Reichtum verfügen können.

Die Ausstellung ist bis zum 29. August dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Angesichts der aktuell guten Pandemie-Lage ist ein Besuch ohne Anmeldung und ohne Corona-Test möglich. Es gelten Hygiene- und Abstandsregeln. Weitere Informationen unter Tel. 02504 / 9312-0 oder www.museum-religio.de.

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