Neues pastorales Projekt für Kirchenferne

Gemeinschaft Emmanuel startet City-Seelsorge in Münster

Als ehemaliger Dechant des früheren Dekanats St. Mauritz und Pfarrer hat Martin Sinnhuber Münster kennen gelernt. Es folgten drei Jahre in Wien. Jetzt ist der Priester zurück und startet ein neues Projekt.

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Neu ist Citypastoral in Münster nicht. Der Begriff umschreibt eine Form der Seelsorge in Städten insbesondere für Menschen, die keinen Kontakt (mehr) zu ihren Gemeinden haben. Angesprochen werden alle unabhängig von Alter, Herkunft, Konfession, Nähe oder Ferne zur Kirche. Das Bistum Münster ist auf diesem Gebiet seit vielen Jahren engagiert, nicht nur mit dem Kirchenfoyer und aus dem Stadtdekanat heraus.

Dass Bischof Felix Genn nun die Gemeinschaft Emmanuel gebeten hat, sich ebenfalls mit einem fünfköpfigen Team in Münster einzubringen und ein Konzept für eine Erweiterung des Angebots zu erarbeiten, zeugt von der Bedeutung, die Citypastoral im Lauf der Jahre gewonnen hat – und vom Bedarf.

Keine Konkurrenz

Die Gemeinschaft Emmanuel entstand in den 1970er Jahren in Frankreich und ist inzwischen als päpstlich anerkannte katholische Gemeinschaft mit Laien und Geweihten in mehr als sechzig Ländern aktiv. Säulen der Gemeinschaft sind Gebet, Mitleiden und Evangelisierung.

Auf Menschen zuzugehen, sie in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und ihnen mit Mitgefühl entgegenzukommen, gehört genauso zum Engagement der Emmanuel-Mitglieder wie die Freude daran, ihren Glauben zu teilen und weiterzugeben. Das Team, das nun in die Cityseelsorge einsteigen wird, versteht sich nicht als Konkurrenz zu den Mitarbeitern des Bistums: „Das Grundanliegen teilen wir alle“, betont Martin Sinnhuber, Leiter der Gruppe, und erklärt: „Es ist uns wichtig, voneinander zu wissen.“

Im Bistum schon bekannt

Deswegen hat er auch schon eine Reihe von Gesprächen geführt. Seine Ansprechpartner im Bistum sind ihm nicht unbekannt. Denn Martin Sinnhuber hat als Dechant des früheren Dekanats St. Mauritz und als Pfarrer von St. Mauritz schon viele Jahre in Münster gelebt und gearbeitet.

Auch das Kirchenfoyer kennt er von den ersten Anfängen an. Zuletzt war er drei Jahre in Wien, um dort ein Projekt der Citypastoral zu entwickeln und zu betreuen. Zurück in Münster, ist der aus Peine in Niedersachsen stammende 49-Jährige mit einer halben Stelle Pfarrer in St. Liudger (Katholische Pfarrei in Münsters Westen) und unterstützt den Leitenden Pfarrer Timo Weissenberg, der ebenfalls der Gemeinschaft Emmanuel angehört. Die anderen 50 Prozent seiner Arbeitskraft investiert Sinnhuber in das neue Emmanuel-Projekt.

Jeder Ort ist anders

Er kennt also die von der Kirchengemeinde losgelöste Seelsorge aus eigener Erfahrung. Deswegen weiß Sinnhuber auch, dass es nicht möglich ist, ein bestehendes Konzept, etwa das aus Wien, einfach für Münster zu übernehmen.

Das Emmanuel-Team wurde von der norddeutschen Provinzleitung der Gemeinschaft zusammengestellt. Die fünf werden in Münster und für Münster ein neues Modell der Seelsorge entwickeln, das die bestehenden Angebote ergänzt.

Unverbindliches Angebot

Das Programm entsteht bei regelmäßigen Treffen, auch in der Stadt. Es brauche Mut zum Experimentieren: „Keiner von uns weiß, was dabei herauskommt“, beschreibt Sinnhuber die Entwicklungsphase. Unverzichtbarer Bestandteil ihres Engagements ist das Gebet.
Außerdem geht es darum, sich gut zu vernetzen und das Stadtleben so kennen zu lernen, dass Ansatzpunkte für ergänzende Angebote zur bestehenden Citypastoral gefunden werden können.

„Das Feld ist weit genug“, weiß Sinnhuber. Und meint damit auch die Zahl der Menschen, die auf der Suche nach Sinn und einer Botschaft sind, für die der Weg in die gewachsenen Gemeindestrukturen aber keine Option ist. Sinnhuber: „Die Pfarreien erreichen nicht mehr alle, weil die Gesellschaft so ausdifferenziert ist.“

Neben den Möglichkeiten, außerhalb von Gemeinden unverbindlich Kontakt zur Kirche aufzunehmen, wie sie etwa im Kirchenfoyer schon geboten werden, sieht Sinnhuber auch ein großes Potenzial darin, dass er und sein Team direkt zu den Menschen gehen.
Warum sie das machen? „Weil wir glauben, dass wir eine super Botschaft haben!“

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